
Macht macht dumm, blöd u äusserst brutal ...
11. Oktober 2020 17:53; Akt: 11.10.2020 17:54 Print
Überschattet von neuer massiver Polizeigewalt haben Zehntausende Menschen in Belarus (Weißrussland) gegen Staatschef Alexander Lukaschenko demonstriert. Gleich zu Beginn der Proteste am Sonntag prügelten Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Minsk auf friedliche Menschen ein und zerrten sie in Kleinbusse. Beobachter in Minsk sprachen von den heftigsten Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten seit Wochen.
Die Opposition hatte zu einem «Marsch des Stolzes» aufgerufen – denn die Menschen gehen schon seit zwei Monaten gegen Lukaschenko auf die Straße. Vor den Protesten hatte der umstrittene Präsident Oppositionelle im Gefängnis getroffen.
Auf Bildern und Videos im Nachrichtenkanal Telegram war zu sehen, wie verletzte Demonstranten mit einem Verband um den Kopf auf der Straße saßen. Andere lagen von den vermummten Sicherheitskräften fixiert am Boden. Das Menschenrechtszentrum Wesna sprach am Nachmittag von mehr als 90 Festgenommenen. Darunter waren dem Journalistenverband von Belarus zufolge mehr als 20 Medienvertreter.
Viele Journalisten seien während der Proteste in Polizeigewahrsam gewesen, schrieben belarussische Medien. Nach offizieller Darstellung sollten ihre Dokumente überprüft werden. Damit schränkte die autoritäre Führung in Minsk die Berichterstattung über die Proteste noch weiter ein. Die Behörden haben bereits allen ausländischen Korrespondenten die Akkreditierung entzogen. Für eine neue Erlaubnis müssen nun Anträge mit Arbeitsproben eingereicht werden.
Beobachter gingen am Sonntag angesichts des Regens von etwas weniger Teilnehmern aus als an den Sonntagen zuvor. Dabei hatten sich jeweils mehr als 100.000 Menschen an den Aktionen beteiligt. Die Sicherheitskräfte setzten wieder Wasserwerfer gegen die Menschenmenge ein – auch Blend- und Knallgranaten flogen.
In sozialen Netzwerken hieß es zudem, das mobile Internet sei wieder zeitweise abgeschaltet worden. Die Behörden wollten damit verhindern, dass sich die Demonstranten zu Protestrouten verabreden. Zudem waren in Minsk mehrere U-Bahnstationen geschlossen, damit die Menschen nicht mehr ins Zentrum gelangen konnten. Auch eine zentrale Straßenkreuzung wurde abgesperrt. An den Straßenrändern standen Gefangenentransporter bereit, aber auch Militärfahrzeuge.
Seit der umstrittenen Präsidentenwahl Anfang August gehen die Menschen regelmäßig gegen Lukaschenko auf die Straße. Der 66-Jährige hatte 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit für sich reklamiert. Die EU erkennt das Wahlergebnis aber nicht an. Die Opposition sieht dagegen Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin. Es war das mittlerweile neunte Protest-Wochenende in Folge.
Bereits am Samstag waren Frauen in kleinen Gruppen mit Blumen in den Händen durch Minsk und andere Städte gezogen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Lukaschenko sich überraschend mit mehreren inhaftierten Oppositionellen und Mitgliedern des Koordinationsrates getroffen hatte. Das Gespräch im Untersuchungsgefängnis des Geheimdienstes KGB habe viereinhalb Stunden gedauert, meldete der dem belarussischen Staatsfernsehen nahe stehende Telegram-Kanal Pul Perwogo.
Ein Foto zeigt Lukaschenko im dunklen Pullover, wie er an einem mit einem Blumengesteck geschmückten ovalen Tisch mit Oppositionellen diskutiert. Über den Inhalt sei Schweigen vereinbart worden, hieß es. Thema sei eine mögliche Änderung der Verfassung gewesen, berichtete das oppositionelle Portal «Nexta».
Vertreter der Opposition kritisierten, dass es absurd sei, Gespräche am Runden Tisch im Gefängnis zu führen. Tichanowskaja wertete den Auftritt Lukaschenkos als Ergebnis des wachsenden gesellschaftlichen Drucks auf den Machthaber. Mit dem Treffen habe er zugegeben, dass es sich bei den Oppositionellen, die er vorher als Kriminelle bezeichnet habe, um politische Gefangene handele.
(L'essentiel/SDA)
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Macht macht dumm, blöd u äusserst brutal ...
nicht nur er
Lukaschenko geteert und gefiedert aus der Stadt verjagen ...
nicht nur er
Lukaschenko geteert und gefiedert aus der Stadt verjagen ...
und die anderen Diktatoren die interessieren uns ja nicht, ach ja zu weit weg!
Macht macht dumm, blöd u äusserst brutal ...
ja sieht man ja jetzt in verschiedenen demokratischen Ländern!
ja und?dasselbe tun sie ja im moment auch mit Coronaverweigern...
Überhaupt nix verstanden und zwei gänzlich unterschiedliche Themen vermischt. Nachsitzen, bitte.
nö wieso? Jemanden ins Gefängnis einzusperren nur weil man keine Maske trägt, ist ja natürlich alles demokratisch, nicht wahr?
genau,in Australien der Fall!!
Naja, so wie ich das sehe, hat die Opposition eine Demo gemacht. Wie so oft war ebenfalls eine kleine gewaltbereite Truppe vor Ort, die rumgepoebelt und provoziert hat. Es wurden Flaschen und Steine geworfen. Nachdem die Polizei die genehmigte Demonstration daraufhin abgesagt hat, schlugen die gewaltbereiten zu und auf die Polizei ein. Diese hat dann Traenengas und Wasserwerfer eingesetzt. Die Bilder unten im Betrag sind unklar. Das koennten die angesprochenen Demonstraten oder auch ein voellig anderes Szenario sein.