
Der Heiland heult!!!
20. Januar 2021 21:46; Akt: 20.01.2021 22:01 Print
Joe Biden ist der 46. Präsident der Vereinigten Staaten. In seiner Antrittsrede nannte er das Land «gebrochen» und blickte in jene Gräben, die sich aus Sicht vieler Beobachter gerade durch die polarisierende Art und Politik seines Vorgängers Donald Trump aufgetan haben. Diesen erwähnte Biden mit keiner Silbe – auch nicht, um sich zu bedanken, wie es Trump vor vier Jahren noch bei Barack Obama getan hatte.
«Ich weiß, dass die Kräfte, die uns spalten, tief sind, und dass sie echt sind», sagte Biden vor dem Capitol in Washington. «Aber ich weiß auch, dass sie nicht neu sind. Unsere Geschichte war ein ständiger Kampf zwischen dem amerikanischen Ideal, dass wir alle gleich geschaffen sind, und der harschen, hässlichen Realität des Rassismus, Nativismus, der Furcht, der Dämonisierung, die uns seit Langem auseinanderreißen.»
Für Politologen Alexander Trechsel sind die Schwerpunkte der Antrittsrede an das Land offensichtlich: «Die nationale Einheit als Hauptthema, die Biden bereits in seiner gesamten Kampagne beschworen hatte. Dann die Pandemie, wegen der Biden in seiner Rede ein Gebet für die über 400.000 Opfer im Land einfließen ließ. Und schließlich die wichtige Suche nach der Wahrheit und die Notwendigkeit der Heilung des gebrochenen Landes, was durchaus als Hieb gegen Donald Trump verstanden werden kann, aber vor allem vor dem Hintergrund des Capitol-Sturms durch Trump-Anhänger gesehen werden muss.»
Im Gegensatz zur Antrittsrede seines Vorgängers richtete sich die Ansprache Bidens auch an die internationale Gemeinschaft: «Trump strich 2017 den America-First-Fokus heraus. Biden hingegen sprach die Welt an und machte deutlich, dass die USA wieder ihre Alliierten an Bord holen werde, und dass man Bedrohungen wie den Klimawandel gemeinsam werde bekämpfen müssen», sagt der Politologe von der Universität Luzern.
Alles in allem sei es eine für Biden typische Rede gewesen, aber eine, die die Nation nötig gehabt habe. «Er trat seriös und bescheiden auf, seine Rede richtete sich an die Menschen aller Farben und Religionen im Land. Die Inklusivität war Bidens wichtigste Botschaft.»
Die Rede sei ein erster Schritt hin zu einer nationalen Heilung. «Doch die tiefen Gräben in der Gesellschaft kann Biden weder kurz- noch mittelfristig leicht kitten, das ist klar. Die Hardliner rund um Donald Trump sind immer noch zahlreich. Aber ich hoffe, Biden und seiner Vizepräsidentin Kamala Harris wird es gelingen, eine Kultur der Einheit zu schaffen». Letztlich, so der Politologe, müsse das Ziel sein, dass alle miteinander reden könnten, auch wenn man sich nicht einig sei. «Das macht eine Demokratie aus.»
(L'essentiel/Ann Guenter)
Unsere Leser kommentieren fleißig – Tag für Tag gehen Hunderte Meinungen zu allen möglichen Themen ein. Da die Verantwortung für alle Inhalte auf der Website bei der Redaktion liegt, werden die Beiträge vorab gesichtet. Das dauert manchmal eben einige Zeit.
Womöglich wurde der Beitrag in einer Fremdsprache verfasst. Wir geben nur Kommentare in den Landessprachen Luxemburgisch, Deutsch und Französisch frei. Beiträge, die Beleidigungen, Verleumdungen oder Diffamierungen enthalten, werden sofort gelöscht. Auch Kommentare, die aufgrund mangelnder Orthografie quasi unlesbar oder in Versalien geschrieben sind, werden das Licht der Öffentlichkeit nie erblicken.
«L'essentiel» ist nicht dazu verpflichtet, eingehende Kommentare zu veröffentlichen. Ebenso haben die kommentierenden Leser keinen Anspruch darauf, dass ihre verfassten Beiträge auf der Seite erscheinen.
Schreiben Sie an feedback@lessentiel.lu
Hinweis: Wir beantworten keine Fragen, die sich auf einzelne Kommentare beziehen.
Der Heiland heult!!!
Der Heiland heult!!!