50 Jahre danach: Als Jeunesse Esch gegen Liverpool fast Geschichte schrieb

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50 Jahre danachAls Jeunesse Esch gegen Liverpool fast Geschichte schrieb

ESCH – Vor genau 50 Jahren trotzte Jeunesse Esch den «Reds» aus Liverpool ein 1:1-Unentschieden ab. André Zwally, der damals ein junger Stürmer der Escher war, hat darüber mit L'essentiel gesprochen.

Cédric Dolanc
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Cédric Dolanc
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Am Mittwoch, dem 19. September 1973, empfing die Jeunesse Esch den großen FC Liverpool, seines Zeichens amtierender englischer Meister und UEFA-Cup-Sieger, in der 1. Runde des Pokals der Landesmeister.

Am Mittwoch, dem 19. September 1973, empfing die Jeunesse Esch den großen FC Liverpool, seines Zeichens amtierender englischer Meister und UEFA-Cup-Sieger, in der 1. Runde des Pokals der Landesmeister.

Marie-Georgette Mousel/Photothèque de la Ville de Luxembourg

Marie-Georgette Mousel/Photothèque de la Ville de Luxembourg
Der heutige Schöffe von Esch, André Zwally, war damals der jüngste Flügelspieler einer selbstbewussten Escher Truppe.

Der heutige Schöffe von Esch, André Zwally, war damals der jüngste Flügelspieler einer selbstbewussten Escher Truppe.

Marie-Georgette Mousel/Photothèque de la Ville de Luxembourg

Genau 50 Jahre ist es am heutigen Mittwoch her, dass der Luxemburger Fußball erstmals kurz vor einer Sensation stand. Am 19. September 1973 kam der große FC Liverpool – zum damaligen Zeitpunkt amtierender englischer Meister sowie UEFA-Cup-Sieger – in den Luxemburger Süden, um sich im Pokalwettbewerb der Landesmeister mit der Mannschaft von Jeunesse Esch zu messen.

7000 Zuschauer quetschten sich in das Grenzlandstadion und hofften insgeheim auf die große Sensation im Duell der ungleichen Gegner. Mittendrin – und zwar auf dem Platz – war der heutige Escher Schöffe André Zwally. Er agierte damals als jüngster Flügelspieler der Jeunesse und erinnert sich noch gut: «Wir haben daran geglaubt. Sie, die Profis, dachten sicherlich, es würde ein hoher Sieg für sie werden». Und der erste Treffer der Partie fiel dann auch standesgemäß in Minute 43 durch den schottischen Mittelfeldspieler Brian Hall für den Club von der Insel.

Ans Aufgeben dachten die Escher jedoch nicht, spürten sie doch, «dass es was zu holen gab», so Zwally, der sich auch noch gut an die einzelnen Mitglieder der gegnerischen Mannschaft erinnern kann: «Der irische Flügelspieler Steve Heighway hat mir gefallen. Kevin Keegan hingegen haben wir im ganzen Spiel nicht so viel gesehen».

Die Sensation kam kurz vor Schluss

Kurz vor Spielende kam es dann zum Paukenschlag durch den für Zwally nach einer Stunde eingewechselten Gilbert Dussier, der in der 88. Minute zum Ausgleich traf. Esch profitierte dabei von einem Durcheinander der Liverpooler Hintermannschaft, an dem selbst Club-Legende Rey Clemence beteiligt war, und plötzlich stand es 1:1. Die Jubelschreie aus dem Stadion soll man laut Zwally in der ganzen Stadt gehört haben, anschließend feierte man bis tief in die Morgenstunden.

«Wir waren acht Personen, die in der Fabrik in Belval arbeiteten, und einige von uns verließen das Stadion um 5 Uhr, um ihre Schicht anzutreten,» erinnert sich der ehemalige Spieler. Lob gab es von seinem Chef, der ihm am Telefon bestätigte, einen tollen Auftritt hingelegt zu haben. Eine schlechte Botschaft hatte er aber auch: «Du musst trotzdem zur Arbeit kommen». Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass Zwally eine Schicht blau machte.

Das Rückspiel an der sagenumwobenen Anfield Road endete mit einer knappen 0:2-Niederlage. Zur Halbzeit stand es noch 0:0 und Zwally beteuert, dass er und seine Mitstreiter jederzeit an das Wunder geglaubt hätten. Auch wenn das Märchen nicht ganz vollendet wurde, wird seiner heute noch gedacht. Am kommenden Sonntag im Zuge des Heimspiels gegen Mondorf wird das Jubiläum abermals gewürdigt.

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