«Falls du reden willst...» – 70 000 Anrufe für Lonely Jeff

Publiziert

«Falls du reden willst...»70 000 Anrufe für Lonely Jeff

Heute einsam, morgen Mr. Famous: So erging es dem New Yorker Jeff Ragsdale, als ihn seine Freundin verließ. Er veröffentlichte seine Telefonnummer – und hatte plötzlich Freunde in der ganzen Welt.

«Jeff, One Lonely Guy» heißt das im März 2012 erschienene Buch, in dem Abertausende Telefongespräche, Kurznachrichten und Emails niedergeschrieben sind, die der New Yorker Jeff Ragsdale von wildfremden Leuten erhalten hat.

«Jeff, ein einsamer Typ», stand auch auf den Flyern, die er im Oktober 2011 in Manhattan aufhängte. Letzten Herbst wurde der Schauspieler und Komiker Jeff Ragsdale von seiner Freundin verlassen und war am Boden zerstört. «Alleine aufzuwachen ist die Hölle», so Ragsdale in einer TV-Show, die über sein Plakat-Projekt berichtete (siehe obiges Video). Um der Einsamkeit zu entfliehen, forderte er Fremde auf Zetteln mit seiner Telefonnummer auf, ihn anzurufen: «Falls jemand über irgend etwas reden möchte, ruf mich an». Am ersten Tag schon erhielt er rund 100 Anrufe und Kurznachrichten.

Bald Anrufe aus der ganzen Welt

Nachdem jemand den Flyer aus Manhattan fotografiert und ins Internet gestellt hatte, kamen die Anrufe von weiter her: Aus anderen Städten, Staaten, Ländern und Kontinenten. Es sind schon über 70 000 Anrufe und Kurznachrichten, die auf Ragdales Nummer eingegangen sind. Manche Leute wollen dem «lonely guy» nur sagen, dass sie sein Plakat gesehen haben, dass sie an ihn denken, oder dass es schon wieder aufwärts gehen werde. In anderen Fällen wurde die Nummer zur Beichte genutzt, oder Jeff um Ratschläge bei Beziehungen und Sex gefragt. Sogar Häftlinge riefen ihn an – um ihm beizustehen, ihm zu helfen, ihn zu trösten.

Zusammen mit einem Freund aus Seattle stellte der nicht mehr so einsame Jeff das Material für ein Buch zusammen. Insgesamt zwei Monate aufgezeichnete Gespräche befinden sich darin, erzählt der Komiker in einem «BBC»-Beitrag.

Vergebt einander

Das Projekt habe ihn gelehrt, dass die Leute ein Ventil brauchen, erzählt der Amerikaner. Oftmals können sie nicht mit Familie oder Freunden reden, weil sie fürchten, dass sonst über sie geurteilt wird. Außerdem kommt Jeff durch seine unzähligen Gesprächen zum Schluss, dass Vergeben das Wichtigste sei.

Als dritte Erkenntnis sagt Ragsdale, dass man sich öffnen müsse und die Hand nach anderen ausstrecken, um sich selbst zu verwirklichen. Und das gelte genauso für einsame Personen in New York City wie in der arabischen Wüste.

(L'essentiel Online/fvo)

Deine Meinung