Rechte Facebook-Gruppe – Ahnungslos in der braunen Ecke

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Rechte Facebook-GruppeAhnungslos in der braunen Ecke

LUXEMBURG - Hunderte prominente Facebook-User, darunter viele Politiker, tauchten am Mittwoch auf einer ausländerfeindlichen Facebookseite auf - ohne ihr Wissen.

Die Seite «Anti-Racaille Letzebuerg» existierte erst seit wenigen Stunden, hatte aber bereits über 700 Mitglieder, darunter Politiker und Abgeordnete, Journalisten und namhafte Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft. Die Gruppe ist gefüllt mit ausländerfeindlichen Beiträgen, illustriert anhand von Presseartikeln, die aus dem Kontext gerissen sind. Das Besondere daran: Fast alle waren offenbar ohne ihr Wissen Mitglieder der Gruppe geworden.

Eine Eigenschaft der so genannten «offenen Gruppen» auf Facebook, zu der man einladen kann, wen man möchte. Ahnungslose User bekommen eine Meldung, dass sie der Gruppe angegliedert wurden, und bleiben dann erst einmal in der Mitgliederliste, bis sie dies bemerken.

Ein Trick, mit dem ausländerfeindlich gesinnte Kreise nicht zum ersten Mal versuchen, Aufmerksamkeit zu erzeugen und sich mit unbeteiligten Benutzern Prestige zu verschaffen. Im Dezember 2011 hatte bereits eine ähnliche Gruppe im Großherzogtum für Aufsehen gesorgt.

Polizei weiß keinen Rat

Der Gruppe, die offenbar am späten Dienstagnachmittag von einer Userin namens «Clicquot Suzy» gegründet wurde, gehören allerdings nicht nur ahnungslose Opfer an. Aktiv beteiligt sind unter anderem ein gewisser «Dan C. Schmitz», ebenfalls Mitglied anderer ausländerfeindlicher und rechtsradikaler Facebook-Gruppen sowie Seiten «Fir oder geint Asylantenheemer zu Letzebuerg», «Geint Asylbedruch an kriminell Auslänner» oder «Luxemburg Defence League», auf welchen sich immer wieder radikale homophobe und ausländerfeindliche Beiträge finden.

Die Polizei sei in solchen Fälen weitgehend machtlos, hieß es auf Anfrage von «L'essentiel Online». Bisher sei bei den Beamten noch kein Hinweis auf die rechtsradikale Seite eingegangen. Zwar könne die Polizei die Sperrung ausländerfeindlicher oder rassistischer Inhalte bei Facebook beantragen, aber das Hinzufügen von Usern ohne deren Wissen an sich sei nicht strafbar.

Denn: Wer beim Facebook angemeldet ist, hat den Nutzungsbedingungen zugestimmt. Und diese decken eben auch die Beitrittsregeln in Gruppen ab, denen man lieber nicht angehören möchte.

(L'essentiel Online/Michel Thiel)

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