Kino in Luxemburg – Als die RAF Deutschland blutig erschütterte

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Kino in LuxemburgAls die RAF Deutschland blutig erschütterte

LUXEMBURG – Das Kino Utopia zeigt an diesem Dienstag «Une Jeunesse Allemande» über die RAF-Ära in Deutschland. Regisseur Jean-Gabriel Périot steht Rede und Antwort.

Studenten und Bürger auf der Straße, Proteste gegen den Kapitalismus und schließlich handfester Terror gegen den Staat: In den 1970ern durchlebte die Bundesrepublik Deutschland mit der Roten Armee Fraktion (RAF) eine ihrer radikalsten und kritischsten Phasen. Einen blutigen Höhepunkt erreichte der RAF-Terror im Oktober 1977 mit der Geiselnahme und der Ermordung von Hanns Martin Schleyer, des Präsidenten des Bundesverbandes der Arbeitgeber.

Der Dokumentarfilm «Une Jeunesse Allemande» zeichnet diese Ära nach und zeigt, wie aus den Protesten das blutigste Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde. Der Dokumentarfilm wird an diesem Dienstagabend, 18.30 Uhr, einmalig in Luxemburg im Kino Utopia gezeigt.

Regisseur zu Gast

Auf Einladung des Institut Pierre Werner ist der französische Regisseur Jean-Gabriel Périot bei der Vorführung anwesend und wird einen Einblick in sein Werk geben. Denn im Anschluss an den Film diskutiert der Filmexperte der Universität Luxemburg, Gian Maria Tore, mit dem Regisseur. Das Publikum kann Fragen stellen. Der Film läuft in der Originalfassung mit englischen Untertiteln.

Periot will nach eigenen Worten nicht das Handeln der RAF-Terroristen erklären oder entschuldigen. Gleichwohl gibt er mit seiner Auswahl ein Gefühl für die gesellschaftlichen Hintergründe von damals. Er lässt die Gewalt der sogenannten Jubelperser gegen Demonstranten beim Schah-Besuch 1967 in Berlin ebenso wenig aus wie den Vietnamkrieg. Periot selbst kommentiert in seiner Doku nicht. Er lässt die Originalsequenzen für sich sprechen, in denen auch die RAF-Mitglieder zu Wort kommen.

«Une Jeunesse Allemande» ist ein Film über Gewalt, der die Frage aufwerfen soll, wie Gewalt zu vermeiden und zu verweigern ist. «Das Lehrstück in Radikalisierung und den gesellschaftlichen Reaktionen darauf ist beängstigend aktuell, wenn sich auch die Vorzeichen geändert haben», hieß es zur Uraufführung bei der Berlinale 2015.

(sop/L'essentiel/dpa)

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