94 Prozent mehrAls ein Discounter die Umweltschäden einberechnet, explodieren die Preise
Bei der Lebensmittelproduktion fallen viele versteckte Kosten an, die nicht im Preis enthalten sind. Ein deutscher Händler macht das Experiment und verkauft jetzt Produkte zu den wahren Preisen.

- von
- Fabian Pöschl
Lebensmittel sind zum Teil deutlich teurer geworden. Das macht sich in den Geldbeuteln vieler Menschen bemerkbar – ob in Luxemburg oder Deutschland. Bei unseren Nachbarn sorgt aktuell der deutsche Discounter Penny für einen weiteren Preisschock. Käse kostet plötzlich 94 Prozent mehr ,Wiener Würstchen 88 Prozent mehr.
Darum gibts die massive Preisexplosion
Penny möchte in einem ungewöhnlichen Experiment die wahren Kosten der Lebensmittelproduktion aufzeigen, wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt. Wenn auch die versteckten Kosten einkalkuliert wären, also die Umwelt- und Gesundheitsschäden durch die Lebensmittelproduktion mit Emissionen durch Futtermittel oder durch Pestizide, käme es deutlich teurer (siehe Box).
Das sind die verstecken Kosten
Neun Eigenmarken-Produkte verkauft Penny aktuell in einer Sonderwoche zu den wahren Preisen. Manche Preise haben sich nun fast verdoppelt. Bei der Bio-Variante ist der Preissprung jeweils nicht ganz so hoch. Am kleinsten ist der Anstieg mit fünf Prozent beim Vegi-Schnitzel (siehe Bildstrecke oben).
Das will der Discounter mit dem Experiment erreichen
Penny wolle mit der Versuchswoche ein Bewusstsein bei der Kundschaft schaffen. Man müsse sich der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise der Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln, lässt sich Geschäftsleiter Stefan Görgens in einer Mitteilung zitieren.
«Wir lügen uns in die Tasche, wenn wir so tun, als hätte die heutige Lebensmittelproduktion keine versteckten Umweltfolgekosten», sagt Amelie Michalke von der Uni Greifswald. Diese Kosten fielen sie der Allgemeinheit und künftigen Generationen zur Last.
Penny kann Risiken begrenzt halten und für sich werben
Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf hält das Experiment für einen mutigen Schritt. «Penny wird wohl nicht viel von diesen Produkten verkaufen.» Aber die Risiken seien durch die zeitliche Befristung und weil die Kundschaft die Wahl habe überschaubar.
Außerdem gehe es dem Unternehmen auch gar nicht ums Verkaufen. Penny wolle Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen und gleichzeitig die eigene Marke aufwerten, sagt Fassnacht zur deutschen Presseagentur. Die Mehreinnahmen will Penny laut eigenen Angaben denn auch werbewirksam spenden. Sie sollen an ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum fließen.
Würdest Du die versteckten Kosten bezahlen?