Die Fußball-WM naht – «Als Frauen müssen wir zurückstecken»

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Die Fußball-WM naht«Als Frauen müssen wir zurückstecken»

LUXEMBURG – Wenn am Sonntag die Frauen-Fußball-WM startet, werden auch die luxemburgischen Nationalspielerinnen zuschauen - manche mit etwas Neid.

Jeanine Hansen (links) und Carina Alves gehören zur luxemburgischen Fußball-National-Elf.

Jeanine Hansen (links) und Carina Alves gehören zur luxemburgischen Fußball-National-Elf.

«Ja klar werde ich die Weltmeisterschaft verfolgen», sagt Carina Alves, Fußballerin der luxemburgischen National-Elf, begeistert. «Ich bin froh, dass es so nah ist. Zwei Spiele schaue ich mir sogar in Frankfurt im Stadion an, darunter Deutschland gegen Nigeria». Das Turnier im Nachbarland ist durchaus ein Thema unter den Fußballballfrauen im Großherzogtum, wenngleich Stürmerin Janine Hansen lieber wegschaut. «Das erinnert mich nur daran, dass andere Länder von ihren Verbänden sehr viel mehr unterstützt werden als wir hier in Luxemburg», klagt sie. Wegschalten würde sie denn aber doch nicht, wenn sie zufällig im Fernsehen in ein Topspiel hineinzappen würde.

Wer mit den beiden Sportlerinnen über Frauenfußball im eigenen Land spricht, der spürt auch so etwas wie leichte Verbitterung. Die Disziplin ist wie andernorts auch noch immer in Männerhand und zudem fehlt es in einem kleinen Land wie Luxemburg an ausreichendem weiblichem Spitzenpersonal. «Wir haben einige großartige Talente, aber sie sind noch jung und wir müssen sie weiter aufbauen. Bisher reicht es nicht, um international mithalten zu können», sagt Janine Hansen. «Wir sind schon froh, wenn wir bei einer EM-Vor-Qualifikation mitspielen können», ergänzt Carina Alves. Die beiden Frauen hoffen, dass die WM in Deutschland auch hierzulande bei jungen Mädchen den Wunsch zum Kicken weckt. Verschiedene Klubs bieten spezielle Mannschaften für das weibliche Geschlecht an.

Vier Mal Training pro Woche plus ein Spiel

Und derweil trainieren sie und ihre Teamkolleginnen weiter – und das nicht zu knapp. «In der letzten Saison haben wir drei Mal pro Woche mit der Nationalmannschaft trainiert, dann noch einmal im Verein plus ein Spiel am Wochenende», erzählt Carina Alves. Geld erhalten sie im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nicht. «Da kann man ab und zu schon einmal neidisch werden. Es ist schwierig, als Frauen müssen wir zurückstecken», sagt die 28-Jährige.

Bei der gesammelten Aufmerksamkeit für den Männerfußball verstehen die beiden gut, dass sich einige deutsche Nachwuchsspielerinnen für den «Playboy» entblätterten und auf ihr Sexappeal setzen. «Ich finde das vollkommen legitim und unterstütze das», sagt Calves. «Obwohl die deutschen Mädels so proper Fußball spielen, dass sie das eigentlich gar nicht nötig hätten».

Kerstin Smirr/L'essentiel Online

700 000 Zuschauer für Frauen WM im Stadion

Die WM startet am Sonntag in Berlin mit dem Eröffnungsspiel. Am 17. Juli geht das Turnier in Frankfurt zu Ende. 700 000 Tickets - und damit fast 80 Prozent - sind für die 32 Spiele verkauft worden. Für die Partien der deutschen Damen gibt es keine Eintrittskarten mehr.

Alle Spiele sind live im Fernsehen zu sehen. Je 16 Spiele übertragen ZDF und ARD, Eurosport bietet alle Begegnungen live an. (dpa)

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