Toyota C-HRAls wärs ein Prius auf Steroiden
Mit dem C-HR zeigen die Japaner, dass sie Hybrid auch anders können. Der dynamische Kompakt-SUV ist nicht nur formal das pure Gegenteil des legendären Prius.

Der Hybrid-Antrieb gehört heute genau so zum automobilen Selbstverständnis wie der Verbrennungsmotor. Und so haben die großen Hersteller vom Mild-Hybrid über den Voll-Hybrid bis hin zum Plug-in-Hybrid dazu alles im Angebot. Wenn sich die E-Mobilität dereinst ebenso entwickelt, dann müsste folgerichtig auch das zum Selbstverständnis werden: Dass man das Laden seines Elektroautos genau so locker angeht, wie man das mit seinem iPhone gewohnt ist.
Ein Jahrzehnt lang Pionier gespielt
Doch das wird dauern. Allerdings ging es auch bei der Hybridisierung nicht ganz so schnell voran, wie man das rückblickend vermuten könnte. Als Toyota 1997 den Prius lancierte, passierte danach fast ein Jahrzehnt lang nicht mehr viel. Und weil es so lange dauerte, waren viele der Meinung, ein Hybrid-Auto müsste eben so aussehen wie diese tropfenförmige, im Straßenverkehr anonym wirkende Schrägheck-Limousine.
«Was soll ich machen?», hat mich in jener Zeit ein junger Arzt bei einem Praxisbesuch gefragt. Er hatte einen Prius, «weil mich dieses umweltfreundliche Antriebskonzept voll überzeugt hat». Nur: Das Auto gefiel ihm nicht. Deshalb die Suche nach einer Alternative.
Allerdings war die damals schwierig zu finden. Schwung in die Entwicklung brachte dann aber wiederum Toyota, als die Japaner damit begannen, Modelle wie ihren absoluten Topseller Corolla, der in Europa zwischenzeitlich Auris hieß (ab 2010), den noch kompakteren Yaris (ab 2012) und den Mittelklasse-SUV RAV4 (2016) alternativ als Hybrid-Modelle anzubieten. Das hatte Signalwirkung.
Sieht man davon ab, dass Toyota auch den C-HR als Turbo-Benziner im Programm hat, ist der kompakte SUV aber die erste Hybrid-Neuentwicklung seit zwei Jahrzehnten. Dass ihn die Japaner genau in dem Segment platzieren, das weltweit am stärksten boomt, kommt natürlich wenig überraschend. Vielmehr überrascht, in welcher Form – wörtlich gemeint – sie das tun.
Mit einem Auto nämlich, das allein schon mit der Bezeichnung Coupé High Rider (C-HR) aufhorchen lässt. Und dann auch so daherkommt: Als extrovertierte Mischung zwischen einem kraftvollen SUV und einem scharf geschnittenen Coupé, das Ganze gestylt in wildem Faltenwurf. Bisher hat einzig Nissan mit dem polarisierenden Juke Ähnliches gewagt.
Doch dieser Anti-Prius kommt offenbar sehr gut an. Mehr als 400.000-mal hat sich der C-HR sich in seiner Premieren-Auflage seit Sommer 2016 verkauft und dabei mitgeholfen, für Toyota eine deutlich jüngere Kundschaft zu generieren. 60 Prozent, so jedenfalls behaupten die Japaner, hätten den C-HR seiner Form wegen geordert. Und zudem zu 85 Prozent als Vollhybrid. Dies, obwohl es den trendigen Kompakt-SUV auch mit einem agilen 1,2 Liter Benziner mit 116 PS gibt.
Hybrid-Anteil weiter steigern
Diesen Anteil sucht die Marke, die weiterhin ganz auf Hybrid-Technologie setzt und erst im kommenden Jahr in China ihr erstes, reines Elektromodell auf den Markt bringen will, jetzt noch zu steigern. So gibt es den C-HR ab sofort in zwei Hybrid-Versionen.
Zum bewährten 1,8 Liter mit einer Systemleistung von 122 PS für 33.000 Euro kommt eine 2,0 Liter-Variante (ab 36.500 Euro), deren neu entwickelter Verbrenner in Kombination mit zwei Elektromotoren eine Systemleistung von 184 PS erbringt. Das macht den C-HR deutlich sportlicher. Und er fährt sich dank gestrafftem Fahrwerk auch tatsächlich so, wie er ausschaut.
Trotz der im Vergleich zur Basisversion gesteigerten Leistung um fast 50 Prozent soll diese zweite Hybridversion nur zehn Prozent mehr Sprit verbrauchen.
Toyota gibt einen Schnitt von 5,3 Liter bei einem CO2-Ausstoß von 118 Gramm an, was bei einer ersten Probefahrt allerdings nicht zu erreichen war. Erreicht hat der C-HR aber ganz bestimmt eines: Er fällt auf, er ist ein Hingucker – und formal ganz und gar kein Prius mehr.
Toyota C-HR
Typ: Kompakt-SUV
Maße: Länge 4390 mm, Breite 1795 mm, Höhe 1565 mm, Radstand 2640 mm
Kofferraum: 377 bis 1160 Liter
Motoren: 1,8 Liter Hybrid mit 122 PS, 2,0 Liter Hybrid mit 184 PS, 1,2 Liter Turbobenziner mit 116 PS
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 8,2 bis 11,0 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit von 170 bis 190 km/h
Verbrauch: 4,8 bis 6,9 Liter auf 100 Kilometer (Werksangabe)
CO2-Ausstoß: 109 bis 155 Gramm pro Kilometer
(L'essentiel)