Prozess – Amokfahrer gab «Filmriss» zur Tatzeit an

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ProzessAmokfahrer gab «Filmriss» zur Tatzeit an

TRIER – Der Amokfahrer behauptet, sich nicht an die Tat im Dezember 2020 erinnern zu können, bei der fünf Menschen getötet und zahlreiche verletzt wurden.

Fünf Menschen kamen bei der Amokfahrt am 1. Dezember 2020 ums Leben, zahlreiche wurden verletzt und traumatisiert.

Fünf Menschen kamen bei der Amokfahrt am 1. Dezember 2020 ums Leben, zahlreiche wurden verletzt und traumatisiert.

DPA/Oliver Dietze

Der mutmaßliche Amokfahrer von Trier hat in seiner ersten Vernehmung angegeben, sich nicht an die Tat erinnern zu können. «Er machte einen Filmriss geltend», sagte ein Kripobeamter am Mittwoch vor dem Landgericht Trier. Und zwar von dem Moment an, als er in die Fußgängerzone eingebogen war bis zu seiner Festnahme. Er habe allerdings immer wieder «von dumpfen Aufschlägen, die er wahrgenommen hat», gesprochen. Insgesamt sei der 52-Jährige vier Mal vernommen worden.

Bei der Amokfahrt in Trier waren am 1. Dezember 2020 fünf Menschen getötet worden. Zudem gab es zahlreiche Verletzte und Traumatisierte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 weiteren Fällen vor. Der 52-Jährige soll mit seinem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast sein, um möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzen.

In der zweiten Vernehmung habe er gesagt, «er habe jetzt Bilder im Kopf», sagte der Kriminalbeamte zu den Aussagen des Angeklagten. Sie seien aber nicht konkret gewesen. Zudem habe er berichtet, er habe Menschen weglaufen sehen und schreien hören. Als die Beamten ihm Bilder und Videos von der Amokfahrt zeigten, habe er gesagt: «Ich hasse mich selbst für den Scheiß', den ich gemacht habe.» Es tue ihm leid für die Menschen, denen etwas passiert sei. Später habe er zu der Tat nichts mehr sagen wollen.

« Wirre Gedanken und eine irrationale Gedankenwelt »

Laut Ermittler habe der Angeklagte angegeben, dass «sein letzter Gedanke» vor der Fahrt der «Unmut über das erfahrene Unrecht» gewesen sei. Er kämpfe seit Jahrzehnten vergeblich darum, 350.000 bis 500.000 Euro zu bekommen, die ihm zustehen würden. Am Tag vor der Tat sei er sicher gewesen, dass er die Summe von einem Notar ausgehändigt bekomme. Er sei aber wieder mal «abgewimmelt worden». Der 52-Jährige habe vermehrt «wirre Gedanken und eine irrationale Gedankenwelt» gezeigt, sagte der Polizist.

Der Angeklagte hatte beim Prozessauftakt am 19. August vor dem Landgericht Trier gesagt, er wolle keine Aussage machen. Der Prozess gegen den Deutschen ist bis Ende Januar 2022 terminiert.

(L'essentiel/dpa)

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