Soziale Situation – Armut wird zum großen Problem für Luxemburg

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Soziale SituationArmut wird zum großen Problem für Luxemburg

LUXEMBURG – Während die Armut immer mehr um sich greift, fängt sogar die Mittelschicht in Luxemburg an zu zittern. Die Arbeitnehmerkammer warnt.

Die Vertreter von Luxemburgs Arbeitnehmerkammer um Präsident Jean-Claude Reding (2.v.r.) präsentieren beunruhigende Zahlen.

Die Vertreter von Luxemburgs Arbeitnehmerkammer um Präsident Jean-Claude Reding (2.v.r.) präsentieren beunruhigende Zahlen.

L'essentiel/Jan Morawski

Die Stimmung in Luxemburgs Arbeitnehmerkammer (CSL) war am Donnerstag angespannt. Beim Blick auf das jährlich erscheinende «Panorama social 2016» sorgten einige Ergebnisse für Sorgenfalten in den Gesichtern der CSL-Direktion. Der Bericht zeigt detailliert auf, wie es im europäischen Vergleich um die soziale Situation in Luxemburg bestellt ist: nicht sonderlich gut.

Die beunruhigendsten Zahlen warfen die Referenten zum Thema Armut an die Wand. Obwohl die Arbeitslosenquote in Luxemburg im europäischen Vergleich positiv erscheint, ist der Wert in den vergangenen 15 Jahren trotz des florierenden Arbeitsmarktes gestiegen. Gleichzeitig wächst das Armutsrisiko in Luxemburg seit der Wirtschaftskrise stetig an.

Alleinerziehende besonders armutsgefährdet

Dabei sind die Alleinerziehenden in Luxemburg besonders nah an der Geldnot. Mit 44 Prozent ist das Großherzogtum in dieser Kategorie sogar trauriger Spitzenreiter der EU. Auch Menschen, die zur Miete wohnen, sind in Luxemburg besonders häufig von Armut betroffen. Deutlich wird auch, dass es Arbeitslosen in Luxemburg im Vergleich zu den europäischen Nachbarn gesundheitlich besonders schlecht geht.

«Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, diese Umstände zu ändern. Die Politik ist gefordert, den Arbeitnehmer besser zu schützen», fordert CSL-Präsident Jean-Claude Reding. Dies gelte auch für den Umgang mit den Angestellten, deren Gesundheit dem Erfolg des Unternehmens zumeist untergeordnet werde. «Das System muss auf Solidarität und nicht auf Kapitalisierung basieren.»

Fast die Hälfte der Arbeitnehmer in Luxemburg arbeitet nach eigener Angabe unter Zeitdruck. Dabei müsse laut Bericht fast ein Drittel von ihnen rund um die Uhr erreichbar sein. Eine Lösung liege auf der Hand: «Wenn die Politik mehr Kollektivverträge anordnet, sind die Arbeitnehmer besser geschützt», erklärt Reding. Man müsse vermeiden, dass die Menschen in Luxemburg überhaupt in den Dunstkreis der Armut geraten.

(Jan Morawski/L'essentiel)

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