Griechenland am Abgrund – Athens Stunde der Wahrheit verschoben

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Griechenland am AbgrundAthens Stunde der Wahrheit verschoben

Griechenland braucht Geld, sonst geht das Land im Oktober pleite. Noch ist aber unklar, wann die Euroländer über eine nächste Zahlung entscheiden.

Knifflige Aufgabe: Die Griechen wollen die Sondersteuern nicht zahlen, wie auf dem Transparent steht, die Euroländer verlangen ein straffes Sparprogramm. (Bild: Keystone)

Knifflige Aufgabe: Die Griechen wollen die Sondersteuern nicht zahlen, wie auf dem Transparent steht, die Euroländer verlangen ein straffes Sparprogramm. (Bild: Keystone)

Mehr als drei Wochen nach dem Abbruch der Troika-Mission in Athen bleibt weiter unklar, wann die Euroländer über die Auszahlung der nächsten Tranche für Griechenland entscheiden werden. Am Montag war weiter offen, wann die Experten von EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) die Überprüfung der griechischen Sparmaßnahmen wieder aufnehmen würden. Ihr Bericht gilt auch als Voraussetzung für eine Entscheidung über eine mögliche stärkere Banken-Beteiligung an der Griechenland-Rettung.

Bislang stehe noch kein Datum für eine Rückkehr der Experten nach Athen fest, erklärte am Montag ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Er gehe jedoch davon aus, dass dies bald der Fall sein werde. Die Arbeit mache Fortschritte. Zuletzt hatte es geheißen, dass die Troika ihre Arbeit zu Wochenbeginn wieder aufnehmen sollte.

«Moment der Wahrheit» für Griechenland

Dass die Eurogruppe bereits bei ihrem Treffen am kommenden Montag eine Entscheidung über die Auszahlung der nächsten acht Milliarden fällen könnte, schloss der Sprecher aus. Grund dafür ist, dass bis dahin kaum der neue Troika-Bericht vorliegen wird, der die Basis für die Entscheidung der Finanzminister bilden soll.

Man sei sich des Drucks, der auf Griechenland laste durchaus bewusst, hiess es in Brüssel, aber auch der Bedingungen, die für weitere Milliardenzahlungen erfüllt sein müssten. Der Sprecher sprach von einem «Moment der Wahrheit» für Griechenland und einer letzen Chance für das Land, den Zusammenbruch seiner Wirtschaft zu verhindern.

Auszahlung verschoben

Eigentlich sollte die nächste Kredittranche, die noch zum ersten Rettungspaket im Gesamtvolumen von 110 Milliarden Euro gehört, schon im September ausgezahlt werden.

Nach dem Abbruch der Troika-Mission hatten die Euro-Finanzminister die Entscheidung über die Freigabe aber auf Oktober verschoben.

(L'essentiel Online/dapd)

Öffentlicher Verkehr kommt zum Erliegen

Streiks gegen die jüngsten Sparbeschlüsse der griechischen Regierung haben am Montag im Großraum Athen den öffentlichen Verkehr lahmgelegt. Die U-Bahn-, Tram- und Bahnmitarbeiter protestierten mit einem 24-stündigen Ausstand gegen die Sparmaßnahmen, mit denen die Regierung den Staatsbankrott abwenden will. Im Lauf des Tages wollten auch Bus- und Trolleybusfahrer für mehrere Stunden die Arbeit niederlegen.

Zudem mussten Flugzeugpassagiere mit Verzögerungen rechnen, weil die Fluglotsen einen Dienst nach Vorschrift machten - sie verweigerten am Montag Überstunden. Auch die Polizei protestierte: Eine Spezialeinheit zog auf der Spitze des Athener Lycabettus-Hügels ein riesiges schwarzes Banner auf mit dem Schriftzug «Zahltag, Tag der Trauer».

Die Regierung hatte zuletzt eine ganze Reihe neuer Sparmaßnahmen verkündet, darunter die Einführung einer Grundsteuer, die mit der Stromrechnung eingezogen werden soll. Das Parlament soll am Dienstagabend über die Grundsteuer abstimmen. (dapd)

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