Häusliche Gewalt – «Auch meine drei Kinder hatten Angst»

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Häusliche Gewalt«Auch meine drei Kinder hatten Angst»

LUXEMBURG – Häusliche Gewalt hat viele Gesichter, Schläge sind nur eines davon. Auch psychische Gewalt ist weit verbreitet. Wir haben mit den Opfern gesprochen.

Joëlle Schrank, Direktorin des Vereins «Femmes en Détresse»: «In 30 Jahren hat die häusliche Gewalt nicht abgenommen. Allerdings sind die Frauen von heute besser informiert als früher.»

Joëlle Schrank, Direktorin des Vereins «Femmes en Détresse»: «In 30 Jahren hat die häusliche Gewalt nicht abgenommen. Allerdings sind die Frauen von heute besser informiert als früher.»

DPA

Seit dem 1. November 2003 ist das Gesetz gegen häusliche Gewalt in Kraft. Die Praxis hat gezeigt, dass es lückenhaft ist und kaum therapeutische Ansätze hat. 22 Prozent der Frauen in Luxemburg waren laut einer neuen Studie schon einmal Opfer häuslicher Gewalt. Im Jahr 2012 hat die Polizei 801 Anzeigen aufgenommen. 357 weitere Fälle wurden registriert. 2014 ist eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt gestorben. Welche Schicksale stecken hinter den Zahlen? «L'essentiel» hat mit den Opfern häuslicher Gewalt gesprochen:

«Einmal hat mein Mann mich geschlagen, weil er mir vorgeworfen hat, ich habe den Kindern abgelaufene Lebensmittel zu essen gegeben. Er sagte immer wieder, ich habe nicht das Recht zu essen, weil ich kein Geld verdiene», erzählt Céline (Name von der Redaktion geändert), die körperlicher, psychischer und verbaler Gewalt zwei Jahre lang ausgesetzt war, bevor sie ihren Mann letztlich verlassen hat. «Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, dass meine Kinder vor ihm Angst hatten und nachts ins Bett gemacht haben. Ich wünsche mir, dass meine 12-jährige Tochter eines Tages stolz ist, eine Frau zu sein und nicht von ihrem Mann unterdrückt wird».

Femmes en Détresse bietet Hilfe an

Solche Fälle wie bei Céline sind keine Seltenheit. «In 30 Jahren hat die häusliche Gewalt nicht abgenommen. Allerdings sind die Frauen von heute besser informiert als früher. Vorher haben rund 80 Prozent der Frauen sich nicht gewehrt, da sie kein eigenes Geld verdienten und demzufolge keine andere Wahl hatten. Heute sind es nur noch rund zehn Prozent», erklärt Joëlle Schrank, Direktorin des Vereins «Femmes en Détresse». Im Frauenhaus des Vereins können in einer Notunterkunft Frauen mit ihren Kindern vorübergehend aufgenommen werden, bis eine angepasste Lösung gefunden wird.

(cs/Emmanuelle Ravets/L'essentiel)

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