Besuch bei Guy & Victoria«Auf diesen Hype waren wir nicht vorbereitet»
LUXEMBURG – Im TV ist die Liebesgeschichte zwischen Bauer Guy und Victoria zu Ende. Im echten Leben plant das Paar seine Zukunft. Wir haben sie auf dem Hof besucht.

Seit Guy Wester aus Alzingen zum Star der Kuppelshow «Bauer sucht Frau» geworden ist, hat er schon Wildfremde in seinem Kuhstall angetroffen. Dutzende Fans sind in den vergangenen Wochen auf den Hof von Luxemburgs wohl bekanntestem Landwirt gereist. «Manche sind echt nett, andere ein bisschen dreist. Eine Familie hatte drei Stunden Fahrt auf sich genommen. Sie haben eine Flasche Wein mitgebracht, das war sehr sympathisch», berichtet Guy beim (angemeldeten) Besuch einer Reporterin von «L’essentiel Online» auf seinem Hof.
Auch Victoria ist da, wie fast jedes Wochenende, seit sich der 29-jährige Luxemburger und die 26-jährige Hessin bei «Bauer sucht Frau» kennen gelernt haben. Anfang Juli fanden die Dreharbeiten während der sogenannten «Hofwoche» statt. In den vergangenen Wochen wurde die Liebesgeschichte des Paares ausgestrahlt. Die Zuschauer sahen ihren ersten Kuss, eine romantisch inszenierte Liebeserklärung im Heu und eine Kutschfahrt durch die Weinberge in Schengen. Alles gestellt – so lautete die Kritik in einigen Medien.
Victoria will bei Guy einziehen
Victoria und Guy sehen das locker. «Manchmal mussten wir Szenen mehrfach drehen, aber die Gefühle waren trotzdem echt. Wer kann schon sagen, dass er seine Kennenlerngeschichte auf Video hat? Das ist etwas Besonderes und schmeichelt einem», meint Victoria. Beide sind sich im Gespräch aber einig, dass die Geschichte aus dem Fernsehen so erzählt wird, wie Guy und Victoria sie auch erlebt haben. «Wer das kritisiert, ist doch meistens nur neidisch. Da müssen wir drüber stehen, sonst macht uns das kaputt und die Liebe auch.» Guy ergänzt: «Das war natürlich nicht ganz der normale Tagesablauf bei den Dreharbeiten. Denn wir mussten ja gucken, wo die Kameras auf dem Hof am besten hinzukommen können.»
Guys normalen Tagesablauf, der mit dem Weckerklingeln jeden Morgen um Viertel vor 6 beginnt, kennt Victoria in ihrer mittlerweile viereinhalb monatigen Wochenendbeziehung nun zu gut. Manchmal legt sie beim Füttern der rund 300 Kühe auf dem Familienhof Hand an: «Aber meistens laufe ich nur hinterher und verbringe so Zeit mit Guy, wenn er arbeitet. Es ist sowieso nicht vorgesehen, dass ich komplett auf dem Hof arbeite, ich helfe nur hobbymäßig ein wenig aus». Die Bürokauffrau sucht sich gerade einen Job in Luxemburg und plant, bald bei Guy einzuziehen.
«Viele fragen, ob sie ein Foto machen können»
In Guys Wohnhaus, das erst ein Jahr alt ist, hat sich schon einiges verändert, seit Victoria regelmäßig da ist. Es gibt neue Sofakissen und Bettwäsche, Blumen und glitzernde Dekosteinchen auf dem Esstisch. «Vorher haben ja viele kritisiert, dass es hier aussehe wie im Möbelhaus», meint Victoria. «Ich fühle mich in Alzingen schon zuhause.» Erst an zwei Wochenenden hatte Guy bisher Zeit für einen Heimatbesuch bei seiner Liebsten in Offenbach. Sonst verbringen beide ihre gemeinsame Zeit in Luxemburg und stellen sich dort dem Hype um Bauer Guy aus dem Fernsehen.
Nicht nur hat der Landwirt mittlerweile mehr als 19‘300 Fans auf Facebook gesammelt und damit deutlich mehr als der nächste Premierminister Xavier Bettel, aber ein bisschen weniger als die Brüder Schleck. Bei Ausflügen, beim Einkaufen und Spazierengehen werden Guy und Victoria meistens erkannt. «Die Leute kommen dann auf mich zu und fragen 'Bist du’s wirklich?' Viele laufen auch dreimal um mich herum und fragen dann ganz schüchtern, ob sie ein Foto machen können», berichtet Guy. Das Paar ist sich einig: «Auf diesen Hype waren wir nicht vorbereitet, aber die meisten Menschen sind ja nett und freuen sich, dass es mit uns geklappt hat.»
Will Guy den Hype politisch nutzen?
Ob Guy, der sich neben seinem Job auf dem Hof auch als CSJ-Vorsitzender im Wahlbezirk Zentrum engagiert, seinen neuen Ruhm auch politisch nutzen könnte? Der 29-Jährige ist skeptisch: «Wer weiß, wie lange die Bekanntheit andauert. So etwas darf man nicht kopflos machen. Ich habe im Moment ja schon reichlich Ämter, zum Beispiel in der Gemeindepolitik. Irgendwann wird es zu viel, man muss ja auch noch seine Arbeit machen.»
(Sarah Brock/L'essentiel Online)