GewissensfrageAuf Spurensuche nach dem «Dritte-Welt-Meme»
Das Bild eines skeptischen schwarzen Jungen gehört zu den im Internet am häufigsten verbreiteten. Auf der Spurensuche tauchen Fragen zum Umgang mit solchen Bildern auf.

Ein schwarzes Kind, das mit skeptischem Blick zu einer neben ihm knienden Frau blickt – mit ein bis zwei mehr oder weniger witzigen Sätzen versehen, hat sich die Aufnahme abertausendfach als «Dritte-Welt-Kind»-Meme im Internet verbreitet. Die Texte darunter handeln oft von Vorurteilen gegenüber Afrika: Armut, Hunger, Kindersoldaten (siehe Bildstrecke).
– syaza (@vivalasyaz) 23. Oktober 2012
«Du willst mir sagen, in deinem Land zahlen Leute, um Löwen zu sehen?»: Beispiel eines «Dritte-Welt-Kind»-Memes.
Wer ist das Kind? Wie ist das Bild entstanden? Die BBC hat sich auf Spurensuche gemacht – und Antworten und Kontroversen gefunden.
Zwar konnten weder der Junge noch seine Eltern aufgespürt werden. Doch mit der Frau hat die BBC reden können. Heena Pranav ist eine 28-jährige Ärztin aus den USA. Als Studentin reiste sie 2012 in den Norden Ugandas. Den Jungen hat sie getroffen, als sie mit anderen Studenten in der Nähe eines Marktes war. «Seine Mutter arbeitete dort, ich ging hin, um ihn zu begrüßen und mit ihm zu reden. Er war das lebendigste Kind, das ich je getroffen hatte», sagt Pranav der BBC.
Von Reddit in die Welt
Viel reden konnten sie jedoch nicht: Der Junge sprach kein Englisch, Pranav keine der lokalen Sprachen. Ein Kollege knipste ein Foto von den beiden und stellte es online. Das Bild landete via Facebook auf Reddit, es verbreitete sich explosionsartig.
Ein Großteil der Internetgemeinde kennt nun das Gesicht des Jungen – und macht sich auch darüber lustig. Martine Jahre vom Hilfswerk Stiftung Internationale Hilfe Norwegischer Studierenden und Akademiker (SAIH) gibt zu bedenken: «Leute sollten darüber nachdenken, was sie verschicken – und welches Zeichen sie damit setzen.»
Pranav hat ein ungutes Gefühl
Jahre erklärt: «Wir würden es auch nicht mögen, wenn Fotos unserer Kinder zum Meme würden, über das sich die ganze Welt lustig macht. Das sagt viel über die Art, wie wir über sie denken.»
Auch Pranav hat wegen des Bildes ein ungutes Gefühl. «Ich wünschte, der Junge und seine Familie hätten vom Ruhm profitiert. Ich denke, dass er bei der ganzen Sache etwas ausgenutzt wurde.»
(L'essentiel/rre)