Wegen LockdownBanken warnen vor zweiter Rezession in Deutschland
Ab Mittwoch geht Deutschland zum zweiten Mal in den Lockdown – und zwar bis am 10. Januar. Bankenvertreter befürchten jetzt eine zweite Rezession.

Deutschland droht nach Ansicht von Experten durch den zweiten Lockdown in eine Rezession zu rutschen.
Der deutschen Wirtschaft droht Ökonomen zufolge wegen der ab Mittwoch geltenden neuen Lockdown-Maßnahmen eine erneute Rezession. «Deutschland muss sich auf eine zweite Rezession einstellen», sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. «Die wirtschaftlichen Risiken sind deutlich gestiegen, weil mit dem Einzelhandel ein wichtiger Absatzkanal der deutschen Industrie geschlossen wird.»
Damit zeichnet sich mehr denn je ab, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden vierten Quartal schrumpfen werde. «Wir rechnen mit einem Minus von gut einem Prozent gegenüber dem dritten Quartal», sagte Krämer. Da auch ein Großteil des Jahresbeginns 2021 zumindest von einem weichen Lockdown betroffen sein dürfte, rechne er für das erste Quartal mit einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung.
Rückgang um bis zu 1,8 Prozent
Die Berenberg Bank geht davon aus, dass die Wirtschaft von Oktober bis Dezember um 1,8 Prozent schrumpfen wird. Bislang hatte sie mit minus 1,0 Prozent kalkuliert. «Allerdings erwarten wir, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2021 diese Verluste wieder aufholen kann», sagte Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding.
«Der Schock ist wesentlich geringer als in der ersten Welle. Wir können mit einem Lockdown wesentlich besser umgehen als beim ersten Mal. Das Verarbeitende Gewerbe und die Ausfuhr sind kaum betroffen.» Der Handel allerdings werde erheblich leiden, da sich Weihnachtseinkäufe von den Innenstädten ins Internet verlagern werde.
Contact Tracing gegen Wirtschaftsstillstand
Damit die Wirtschaft nicht komplett zum Stillstand gebracht werden muss, hält LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert den Erfolg der Tracing App für notwendig. «Dann entlasten wir Gesundheitsämter und können das öffentliche Leben besser offen halten», sagte der Ökonom. «Hier muss die Politik klare Kante zeigen und Freiheitsrechte einschränken.
Dazu braucht es ein Commitment mit den großen Netzbetreibern.» Andernfalls drohe die dritte Welle im März. Auch über schärfere Hygienevorschriften sollte die Regierung nachdenken. «In China werden viel stärkere Hygienemaßnahmen beim Betreten von Gebäuden, Arbeitsstätten etc getroffen», sagte Burkert. Gleiches gelte für den Öffentlichen Personennahverkehr.
« Die Strategie des bloßen Dichtmachens ist teuer. »
Ähnlich sieht das Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer: «Die Strategie des bloßen Dichtmachens ist teuer. Wir brauchen dringend tägliche Tests in Altenheimen, eine schlagkräftige Corona-App sowie Hygienekonzepte im öffentlichen Nahverkehr und Schulbussen.»
Bund und Länder beschlossen angesichts steigender Infektionszahlen, dass bis auf Lebensmittelgeschäfte oder Drogerien alle Läden ab Mittwoch schließen müssen – zunächst bis zum 10. Januar. «Basierend auf den Erfahrungen des Frühjahrs dürfte der harte Lockdown die tägliche Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft um schätzungsweise vier Prozent drücken, also um anderthalb Prozentpunkte mehr als der weiche Lockdown, der seit Anfang November gilt», sagte Krämer.
(L'essentiel)