Rohmilch – Bauer stellt Milchtankstelle an Luxemburger Grenze

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RohmilchBauer stellt Milchtankstelle an Luxemburger Grenze

RALINGEN – Echte Rohmilch, direkt aus dem Euter: Um den sinkenden Milchpreisen etwas entgegenzusetzen, hat ein Bauer aus dem deutschen Grenzort Ralingen eine ausgefallene Idee.

Milch ist für viele Bauern derzeit ein Zuschussgeschäft. Familie Bisenius aus dem deutschen Grenzort Ralingen-Olk will das ändern. Sie baut derzeit die erste Milch-Tankstelle im Landkreis Trier-Saarburg, an der es unter anderem frische Kuhmilch gibt. Die Tanke liegt nur wenige Kilometer vom Luxemburger Ort Rosport entfernt auf der anderen Sauerseite. Das berichtet der Trierische Volksfreund.

Noch kann Clemens Bisenius den neuen Milchautomaten für einen Fototermin in den Stall transportieren. Denn der künftige Aufstellungsort des Geräts unmittelbar neben der Landesstraße 42 ist noch nicht komplett fertiggestellt. „Es fehlen noch die Fliesen“, sagt der Landwirt, der gemeinsam mit seiner Frau Marita den Antoniushof in Ralingen-Olk bewirtschaftet. Wenn alles klappt, kann der Automat Ende des Monats seinen Dienst aufnehmen.

50 Kühe, 600.000 Kilo Milch

Die Idee für die Tankstelle hatte Familie Bisenius bereits 2012. Damals ging es den Milchbauern im Vergleich mit heute noch gut. Rund 40 Cent pro Liter gab es zu jener Zeit von den Molkereien. Derzeit sind es rund 25. Damit liegt der Erlös unter den Produktionskosten. „Viele Bauern haben damals in größere Ställe investiert. Doch die Aussichten mit dem Ende der Milchquote waren mir zu unsicher“, sagt der Landwirt rückblickend. Mit rund 50 Kühen und einer Jahresmilchmenge von rund 600.000 Kilogramm blieb die Zahl der Tiere nahezu gleich.

Die Überlegungen der Familie Bisenius sind in eine andere Richtung gegangen: neue Einkommensquellen schaffen. Da passte die Idee des Milchautomaten ins Konzept. Die Automaten sind im Grunde genommen große Kühlschränke. Ein Behälter mit unbehandelter Milch wird vom Hof zum überdachten Verkaufsstand gebracht und im Automaten untergebracht. Dabei wird darauf geachtet, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

Alle hygienische Standards werden erfüllt

Damit auch aus hygienischer Sicht alles richtig läuft, hat sich das Landwirtepaar frühzeitig mit den Fachabteilungen der Kreisverwaltung Trier-Saarburg in Verbindungen gesetzt. Denn am Ende müssen alle hygienischen Standards erfüllt sein. Kommt nun ein Kunde, kann er die Milch in ein mitgebrachtes Gefäß laufen lassen. Dazu wirft der Kunde Geld ein und erhält im Gegenzug Milch. Ein Euro wird jeder Liter kosten. Das ist im Vergleich mit der ebenfalls naturbelassenen Vorzugsmilch günstig. Diese Vorgehensweise hat so gar nichts damit zu tun, wie das früher mit frischer Kuhmilch lief: Mit dem Milchkännchen ging es zum Landwirt des Vertrauens, wo mit einer Kelle die noch warme Milch aus dem großen Bottich geschöpft wurde. Clemens Bisenius: „Heutzutage werden ganz andere Anforderungen an die Milch gestellt wie noch vor 20 Jahren.“ Und trotzdem prangt der Hinweis auf dem Verkaufsgerät, die Milch vor dem Verzehr abzukochen.

Das Ehepaar Bisenius glaubt zwar, dass sie einen günstigen Standort für den Automaten habe. Schließlich sind auf der L42 zwischen der B51 und der Grenze bei Ralingen täglich rund 8000 Fahrzeuge unterwegs. Doch das allein reicht ihnen nicht. Auch wollen sie sich nicht darauf verlassen, dass die am Hof gelegene Grüngutannahmestelle viel Zulauf hat und damit viele potenzielle Kunden zum Hof kommen.

Das Gebäude für den Milchautomaten ist mit Absicht größer dimensioniert, weil es dort mehr als nur Milch gibt. „Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal wieder Kartoffeln gepflanzt“, sagt Marita Bisenius. Die werden ebenfalls verkauft. Falls die eigene Ernte nicht ausreicht, will Familie Bisenius Nachschub bei regionalen Produzenten ordern. Frische Eier soll es ebenfalls geben. Dazu entsteht derzeit auf dem Hof ein fahrbares Hühnermobil, mit dem bis zu 200 Tiere zu ihren Weidegründen transportiert werden.

Quelle: Volksfreund.de

(L'essentiel)

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