Luxemburg: Baumbesetzer kämpfen für den Bobësch

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LuxemburgBaumbesetzer kämpfen für den Bobësch

NIEDERKERSCHEN – Seit Freitag haben sich Aktivisten in den Bäumen des Bobësch niedergelassen. Sie wollen den Wald schützen und die geplante Umgehungsstraße verhindern.

Nicolas Martin
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Nicolas Martin
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Seit dem 15. Juli waren die Aktivisten Tag und Nacht im Wald.

Seit dem 15. Juli waren die Aktivisten Tag und Nacht im Wald.

Vincent Lescaut
Nun hat das Kollektiv «Bobibleift» bekannt gegeben, dass die Waldbesetzung seit dem vergangenen Sonntag (31.07) für beendet erklärt wurde.

Nun hat das Kollektiv «Bobibleift» bekannt gegeben, dass die Waldbesetzung seit dem vergangenen Sonntag (31.07) für beendet erklärt wurde.

Vincent Lescaut

Vincent Lescaut

Wenn man momentan ein paar hundert Meter in den Wald hineinfährt, markiert ein Laken mit der Aufschrift «Bobibleift» den Eingang eines Aktivisten-Lagers. Am Ende eines Pfades befinden sich zwei Plattformen, die an Seilen in etwa 3,50 Meter Höhe aufgehängt sind. Am Boden wurden ein Zelt und ein Unterstand aufgestellt.

Als wir ankommen, begrüßen uns zwei Personen, die auf einer mit einem Moskitonetz geschützten Plattform sitzen. Sie sind vermummt und verweigern Fotos und Aufnahmen. «Luxemburg ist zu klein», sagen sie. «Wir sind seit Freitag hier», seitdem wechselten sich Leute ab. «Die meisten kommen aus Luxemburg», erzählen die beiden.

«Nicht kolonisieren, sondern sensibilisieren»

Im Fahrwasser der Biergerinitiativ (Bigs), des Mouveco du Sud oder von Youth for Climate prangert die Gruppe die geplante Umgehungsstraße von Niederkerschen an, die den Bobësch und das benachbarte Natura-2000-Gebiet Zaemerbesch in Mitleidenschaft ziehen würde. Inspiriert ist die Aktion von der deutschen Bewegung «Hambibleibt», wo Baumbesetzer über Jahre gegen die Rodung des Hambacher Forstes in Nordrhein-Westfalen protestiert hatten. Mit Erfolg. In Luxemburg wolle man aber nicht «den Wald kolonisieren, sondern sensibilisieren». Geplant sind außerdem über Social Media verbreitete Workshops. «Wir sind für jede Unterstützung dankbar», sagen die Anwesenden.

Während unseres Austauschs kommen zwei Personen mit Kisten voller Brot und anderen Lebensmitteln im Lager an. Mit Seilen werden sie auf die Plattformen gehoben. «Wir schlafen dort nachts. Es war heiß in den letzten Tagen, aber im Wald war es besser».

Bezüglich der Pläne für die Umgehungsstraße werfen sie den Behörden falsche Zahlen bezüglich der Emissionen in der Avenue de Luxembourg vor. Zusätzlich gehen die Gegner davon aus, dass die Umgehungsstraße letztlich sogar mehr Verkehr erzeugen und für Schulen und Supermärkte weiter durch das Zentrum gefahren wird. Alternativen sind nach Ansicht der Gruppe nicht ausreichend untersucht worden und die geplante Waldkompensation könne «die Biodiversität eines 150 Jahre alten Waldes nicht ersetzen – in einer Zeit, in der die globale Erwärmung keine gute Waldentwicklung garantiert».

«Ich kenne diese Leute nicht. Man muss sehen, was sie dort machen»

Michel Wolter, Bürgermeister von Niederkerschen

Am Mittwochmorgen hatten die Aktivisten Besuch von Beamten der Natur- und Forstverwaltung bekommen. «Wir wurden aufgefordert zu gehen, da wir die Bäume beschädigen würden», erzählen sie «man warnte uns, dass andernfalls die Polizei in den nächsten Tagen eingreifen würde. Ein verwunderliches Argument, denn wenn wir nichts tun, wird es keinen Wald mehr geben».

Der Bürgermeister von Niederkerschen, Michel Wolter, sagte am Mittwoch nicht besorgt zu sein und nichts darüber zu denken. «Ich kenne sie nicht. Man muss sehen, was sie dort machen und auch, was das Ministerium tun wird», sagte er. «Alle Gesetze wurden für diese Straße verabschiedet und die Arbeiten sollen laut Ministerium nächstes Jahr beginnen», meinte Wolter.

«Kein Verstoß gegen das Gesetz»

Das Umweltministerium hat am Donnerstagmorgen eine Erklärung zur Protestaktion abgegeben. Drei Beamte der Natur- und Forstverwaltung seien am Mittwoch vor Ort gewesen. Ein Einsatz, der «friedlich verlief», wie es in der Mitteilung hieß. Außerdem seien «die Auswirkungen in Bezug auf die natürliche Umwelt und den Artenschutz minimal».

Letztlich war das Ministerium «der Ansicht, dass kein Verstoß gegen das Gesetz zum Schutz der Natur und der natürlichen Ressourcen vorliegt», und dass die Demonstration daher keine vorherige Genehmigung des Ministeriums benötigte.

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