Saubere OzeaneBefreien diese Maschinen die Meere vom Plastik?
Um die Ozeane vom Plastik zu befreien, arbeiten findige Köpfe an verschiedenen technischen Lösungen. Das sind einige der interessantesten Ansätze.

Jedes Jahr gelangen mindestens acht Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Diese enorme Verschmutzung stellt für die Unterwasserwelt ein gewaltiges Problem dar, denn die Plastikteile werden von verschiedensten Meereslebewesen von Plankton über Korallen bis hin zu Fischen und Meeresvögeln gegessen – mit fatalen Folgen für das Ökosystem.
Besonders augenscheinlich ist das Problem in den verschiedenen Wirbeln der Ozeane, wo sich aufgrund der Strömung der Plastikmüll ansammelt. Insgesamt gibt es fünf Hauptwirbel, am bekanntesten ist der sogenannte Great Pacific Garbage Patch (GPGP) im Nordpazifikwirbel. Hier haben sich mehr als 80.000 Tonnen Plastikmüll auf einer Fläche mehr als doppelt so groß wie Frankreich angesammelt. Und die Plastikverschmutzung dieser Meeresregion ist laut einer aktuellen Studie in einem exponentiellen Wachstum begriffen.
Inzwischen gibt es verschiedene Ansätze, um dieser Verschmutzung Herr werden zu können. Neben Programmen, die verhindern sollen, dass Plastikmüll überhaupt erst ins Meer gelangt, wird auch nach technischen Lösungen gesucht, um die Ozeane vom Plastik zu befreien. Manche tönen noch sehr utopisch, andere sind bereits im Prototypenstatus angekommen (siehe Bildstrecke).
Abfallsammlung auf hoher See
Das bekannteste Projekt ist Ocean Cleanup des Niederländers Boyan Slat. Seit Jahren arbeitet der inzwischen 23-jährige Erfinder an seiner Maschine, mit der er innerhalb von fünf Jahren den Great Pacific Garbage Patch von 40.000 Tonnen Plastikmüll befreien möchte. Inzwischen beschäftigt seine Non-Profit-Organisation 65 Mitarbeiter, Mitte September soll seine Erfindung in San Francisco zu ersten Tests in See stechen.
Noch ist nicht sicher, ob Slats Vision aufgehen wird. Doch wie bei all den anderen technischen Lösungsansätzen hat die Maschine von Ocean Cleanup einen gravierenden Mangel. Sie kann kein Mikroplastik aufnehmen. Experten gehen davon aus, dass von den geschätzten 5,25 Billionen Plastikteilen im Meer 92 Prozent kleiner als ein Reiskorn sind und deshalb nicht eingefangen werden können – zumindest nicht ohne gravierende Auswirkungen für Kleinlebewesen, die die Plastiksuppe bevölkern.
Die «Seekuh»
Damit der Kunststoffabfall gar nicht erst zu Mikroplastik zerfällt, zielen andere Innovationen deshalb darauf ab, diesen bereits in Küstennähe aus dem Meer zu holen. Das Konzept der Maritimen Müllabfuhr von One Earth - One Ocean (OEOO) ist ein Beispiel dafür. Die deutsche Umweltorganisation hat dazu die «Seekuh» entwickelt.
Der Katamaran, der als Prototyp bereits existiert und auch als Arbeitsschiff zugelassen ist, verfügt zwischen seinen beiden zwölf Meter langen Rümpfen über eine bewegliche Netzkonstruktion. Diese fischt bis in eine Tiefe von vier Metern treibende Kunststoffteile ab.
Solarbetriebene Seekuh
Die Seekuh soll hauptsächlich in Küstennähe eingesetzt werden und so verhindern, dass Plastikmüll ins offene Meer treibt. Geht es nach OEOO-Gründer Günther Bonin, sollen künftig ganze Flotten von ferngesteuerten, solarbetriebenen Seekühen Küstenlinien abfahren und den Müll dort einsammeln, wo er ins Meer gelangt.
Ob und, wenn ja, welches Konzept sich durchsetzen kann, ist schwer abzuschätzen. Dass aber überhaupt daran gearbeitet wird, ist als gutes Zeichen zu werten, denn das Okösystem Meer kann angesichts der momentanen Plastikverschmutzung jede Hilfe gebrauchen, die es bekommen kann.
(L'essentiel/jcg)