BundesligaBei den Bayern brodelt es trotz 5:1-Sieg
Am Bundesliga-Wochenende patzten neben Spitzenreiter BVB auch die Verfolger Hannover und Mainz. In München, Köln und Hamburg ist die Freude über die Siege jedoch getrübt. Hoffenheim kam über ein Unentschieden nicht hinaus.

Der Dortmunder Marcel Schmelzer im Kampf um den Ball mit dem Stuttgarter Pavel Pogrebnyak.
Das Spitzen-Trio mit Dortmund, Hannover und Mainz patzt - doch Krisenstimmung herrscht nach dem 19. Bundesliga-Spieltag vor allem bei den siegreichen Teams. Beim Hamburger SV wird der 1:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt weiter von der Endlosdebatte über das gescheitere Engagement von Matthias Sammer überschattet. Bei Rekordmeister Bayern München ist der Betriebsfrieden durch neuerliche Kritik von Präsident Uli Hoeneß an Trainer Louis van Gaal gestört. Der 1. Köln sorgt trotz der Podolski-Gala beim 3:0 gegen Krisenclub Werder Bremen durch interne Grabenkämpfe für Negativ-Schlagzeilen.
Bei Werder ist die Alarmstimmung allein der sportlichen Talfahrt geschuldet. «Es geht nur noch um den Abstieg. Hier verstecken sich alle», schimpfte Torhüter Tim Wiese nach dem Debakel in Köln. Clubchef Klaus Allofs war entsetzt: «Das war grausam. Wenn wir weiter so spielen, gibt es keine Mannschaft in der Liga, gegen die wir gewinnen können.» Der einstige Vorzeigeclub ist schwer angeschlagen, der Absturz auf Rang 14 bereitet große Sorgen. Trainer Thomas Schaaf wirkte ratlos. «Da war kein Wehren, kein Aufbäumen.»
Köln feierte den in Galaform auftrumpfenden zweifachen Torschützen Lukas Podolski. «Man merkt, da wächst etwas zusammen», befand der neue Kapitän, warnte aber vor Euphorie: «Wir dürfen jetzt nicht denken, dass wir da unten schon raus sind.» Hinter den Kulissen brodelt es weiter. Präsident Wolfgang Overath fürchtet, dass die Attacken der Fan-Initiative «fc-reloaded» auch den sportlichen Aufwärtstrend torpedieren könnten. «Im schlimmsten Fall wird sich die Unruhe auch auf die Mannschaft auswirken.»
Bayern siegreich gegen Kaiserslautern
Nach dem überraschenden Punktverlust von Spitzenreiter Dortmund beim 1:1 gegen den wiedererstarkten Tabellen-Vorletzten VfB Stuttgart und den 0:1-Niederlagen von Hannover gegen Schalke 04 sowie Mainz gegen den VfL Wolfsburg bejubelte Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger einen «optimalen Spieltag». 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern, mitreißendes Startelf-Comeback von Arjen Robben, drei Tore von Mario Gomez - doch vollmundige Kampfansagen verkniffen sich die Münchner angesichts des noch immer großen 14-Punkte-Rückstandes auf den BVB.
«Wir müssen aufhören, über die Meisterschaft zu reden. Das sage ich auch, wenn die Dortmunder noch zweimal verlieren», betonte Robben. «Da ist immer Hoffnung. Wir sind auf dem richtigen Weg», meinte dagegen Trainer van Gaal, der die von Präsident Hoeneß in einem «SZ»-Interview geäußerte Kritik mürrisch konterte. «Er ist die Ikone - und ich kann dieser Ikone nicht widersprechen.»
HSV vor dem Scherbenhaufen
Während in München der Streit zwischen van Gaal und Hoeneß schwelt, steht der HSV nach dem «Sammer»-Theater unter Schock. Selbst das 1:0 gegen die Frankfurter, die am Sonntag den Vertrag mit Trainer Michael Skibbe bis 2012 verlängerten, spendete keinen Trost. Der Club steht nach der Blamage mit Sammers-Absage vor einem Scherbenhaufen. Am Sonntag ging Sportchef Bastian Reinhardt zum Angriff über und forderte mehr Rückendeckung: «Jetzt bin ich der alte und neue Sportchef und werde den Posten so ausüben, wie ich es für richtig halte», betonte Reinhardt.
Beim BVB gab es nach dem späten Ausgleich von VfB-Stürmer Pawel Pogrebnjak zwar lange Gesichter, doch Trainer Jürgen Klopp hat den Glauben an sein Team nicht verloren und mahnte zur Gelassenheit: «Das war ein kleiner Hieb. Aber wer sich von so etwas aus der Bahn werfen lässt, der war nie richtig drin.» Immerhin erging es den Verfolgern aus Hannover und Mainz noch schlechter. «Wir lassen zu viele Punkte liegen», schimpfte 05-Trainer Thomas Tuchel nach dem 0:1 gegen Wolfsburg.
Angefressen war auch 96-Coach Mirko Slomka, der die Vereinsführung im Vertragspoker weiter hinhält, nach der Schlappe gegen seinen Ex-Club Schalke. Die Knappen schöpfen nach dem 1:0 durch Rauls Siegtor dagegen neuen Mut: Die Europapokalplätze sind noch in Sichtweite. «Unsere Aufholjagd fängt jetzt erst an», versprach Trainer Felix Magath vollmundig.
Unentschieden für Hoffenheim
Weiter auf seinen ersten Sieg als Cheftrainer von 1999 Hoffenheim muss Marco Pezzaiuoli warten. Das Team des Rangnick-Nachfolgers kam am Sonntagabend nicht über ein 2:2 (1:0) gegen St. Pauli hinaus. Bis kurz vor Schluss drohte sogar die zweite Niederlage in Serie: Doch David Alaba (90.) glich die Führung der Gäste durch Max Kruse (51.) und Gerald Asamoah (81.) aus. Damit rutschte der Aufsteiger aus Hamburg erstmals in dieser Saison als Tabellen-16. in die Abstiegszone.
L'essentiel Online/dpa