Aus für Space Shuttle – Beruf: Astronaut - Status: arbeitslos

Publiziert

Aus für Space ShuttleBeruf: Astronaut - Status: arbeitslos

Mit dem letzten Shuttle-Flug endet vorerst das Zeitalter der bemannten Raumfahrt in den USA. Für viele Astronauten bedeutet dies: Sie müssen auf Jobsuche gehen.

Als Astronauten noch wahre Helden waren: John Young (l.) und Robert Crippen, die Besatzung des ersten Shuttle-Flugs 1981 mit der Raumfähre «Columbia». (Bild: Keystone/AP)

Als Astronauten noch wahre Helden waren: John Young (l.) und Robert Crippen, die Besatzung des ersten Shuttle-Flugs 1981 mit der Raumfähre «Columbia». (Bild: Keystone/AP)

In den frühen Jahren der Raumfahrt waren Astronauten Heldenfiguren von mythischem Ausmaß. In Büchern wie «The Right Stuff» von Tom Wolfe und Filmen wie «Apollo 13» wurden ihre Leistungen für die Nachwelt verewigt. Mit dem Space-Shuttle-Programm haben die Raumfahrer einiges vom einstigen Glamour eingebüßt. Und doch ist der Flug ins All für viele Menschen ein Traum.

Die Perspektiven waren allerdings schon besser. Denn mit dem Ende der Shuttle-Flüge und der Einstellung des Nachfolge-Programms Constellation durch die Regierung Obama wird es in den USA auf absehbare Zeit keine bemannten Raumflüge mehr geben. Das schlägt sich auf die Stimmung im Astronautencorps der Raumfahrtbehörde Nasa nieder, die «ziemlich schlecht ist», wie Leroy Chiao im April gegenüber der «New York Times» erklärte. Der ehemalige Astronaut arbeitet heute für ein Unternehmen, das Raumflüge für Touristen anbieten will.

Vier bis sechs Plätze pro Jahr

Chiao spricht von «einer Zeit großer Unsicherheit». Das zeigt sich im rückläufigen Personalbestand. Zu den besten Zeiten beschäftigte die Nasa 150 Astronauten. Das war vor zehn Jahren, als der Bau der Internationalen Raumstation ISS für Aufbruchstimmung sorgte. Heute sind es noch knapp 60, und die Abgänge nehmen laufend zu. Denn die verbliebenen Raumfahrer müssen sich um die wenigen Plätze an Bord der russischen Sojus-Raketen «prügeln», mit denen die Nasa ihre Leute in den nächsten Jahren zur ISS schicken wird.

Mehr als vier bis sechs werden es laut «Washington Post» pro Jahr nicht sein. Kein Wunder bei einem Preis von 56 Millionen Dollar pro Sitz. Zwar hätten alle Mitglieder des Corps mindestens einen Raumflug absolviert, so die Zeitung. Doch schon die neun Absolventen des aktuellen Lehrgangs 2009 wissen nicht, ob und wann sie ins All können. Sie müssen ihre Ausbildung teilweise im Ausland absolvieren und unter anderem Russisch lernen.

Chefastronautin bleibt optimistisch

Einzelne Astronauten fielen aus praktischen Gründen durch die Maschen. Scott Altman etwa, ein vierfacher Shuttle-Flieger, ist mit 1,90 Meter zu groß für die altehrwürdigen Sojus-Kapseln. Er zog im letzten August die Konsequenzen, verließ die Nasa und arbeitet heute für ein Forschungs- und Technologie-Unternehmen im Bundesstaat Maryland, das auch für seinen einstigen Arbeitgeber tätig ist. Sein Abgang sei «die richtige Entscheidung» gewesen, sagte Altman der «New York Times», aber «ab und zu verspüre ich schon etwas Wehmut».

Unverdrossen optimistisch gibt sich Peggy Whitson, die Chefastronautin der Nasa. Sie hat 377 Tage im All verbracht, mehr als jeder andere Amerikaner, Männer inklusive. «Die Nasa hat schon früher schwierige Phasen durchlebt», sagte sie der «New York Times». Trotz Ausfall des Space Shuttle will sie in den nächsten Jahren sogar neue Astronauten ausbilden. Die ISS werde «für weitere zehn Jahre durchgehend besetzt sein», sagte Whitson der «Washington Post». Deshalb werde ein «robuster» Bestand an Raumfahrern benötigt.

Projekte von privaten Firmen

Neue Chancen ergeben sich auch dank privater Firmen, die mit Nasa-Unterstützung an bemannten Weltraum-Missionen arbeiten. Der Flugzeughersteller Boeing etwa will schon 2015 erstmals Menschen ins All schießen. Der Personalbedarf dieser Unternehmen dürfte allerdings deutlich geringer sein als jener der Nasa. Für die Firma Space X etwa, die mit ihrer im letzten Herbst erstmals getesteten Dragon-Kapsel neben Nutzlast irgendwann auch Menschen transportieren will, arbeiten derzeit bloß zwei ehemalige Nasa-Astronauten.

Einer von ihnen ist Garrett Reisman, der mehr als drei Monate im Weltraum verbracht hat. Er schwärmte gegenüber der «New York Times» vom «Traum, ein Raumschiff zu entwerfen». Und doch konnte auch er sein Bedauern nicht verbergen: «Astronaut ist der coolste Job, den es je gab. Es war sehr, sehr schwierig für mich, die Nasa freiwillig zu verlassen.» Traumberuf bleibt eben Traumberuf: Für die neun Plätze des Lehrgangs 2009 gingen trotz der schlechten Aussichten rund 3500 Bewerbungen ein.

L'essentiel Online/Peter Bluschi

Deine Meinung