Schöne ErinnerungBevor er blind wird, soll er die Welt sehen
Der 12-jährige Louis Corbett wird wegen einer degenerativen Augenkrankheit bald komplett erblinden. Seine Mutter hat deswegen einen weitsichtigen Plan gefasst.

Der 12-jährige Louis Corbett aus Auckland, Neuseeland, genießt das Leben in vollen Zügen: Mit seiner Familie reist der Junge durch die Welt, besucht Naturwunder und architektonische Sehenswürdigkeiten. Dahinter steckt aber eine tragische Geschichte: Louis wird in den nächsten Monaten komplett erblinden.
Vergangenes Jahr hatten die Ärzte Louis' Mutter Catherine mitgeteilt, dass ihr Sohn an Retinitis pigmentosa leide, einer vererbten degenerativen Augenkrankheit. Die Krankheit führt dazu, dass Louis sein Augenlicht verlieren wird. Auf den ersten Schock folgte gleich ein zweiter: Die Krankheit des Jungen schreitet schneller voran als erwartet.
Es bleibt nicht viel Zeit
Zu diesem Zeitpunkt kam Louis' Mutter die Idee mit der Reise. Ihr Sohn sollte so viele schöne Erinnerungen sammeln wie nur möglich. «Ich wollte seinen Kopf mit wunderbaren Bildern füllen», erzählt Catherine Corbett dem Nachrichtenportal CNN. «Wir hatten für die Reise aber nicht viel Zeit. Hier geht es um Wochen.»
Sie fragte ihren Sohn, was er alles gerne sehen möchte, bevor er erblinde. Louis wusste es ganz genau: den Grand Canyon, die Niagara-Wasserfälle, das Empire State Building und das Google-Hauptquartier in Kalifornien. Und – fast am wichtigsten – als großer Basketball-Fan wollte der 12-Jährige unbedingt ein Spiel seiner Lieblingsmannschaft Boston Celtics sehen.
25'000 Dollar in vier Wochen und eine wundervolle Einladung
Catherine und Tim Corbett starteten einen Spendenaufruf. Als Erster meldete sich Nachbar Warren Casey, CEO eines US-Software-Unternehmens, der alle sechs Wochen von Auckland nach Boston reist. Er schenkte der Familie seine Flugmeilen. Weil damit aber die Reise der siebenköpfigen Familie nicht gedeckt war, legte seine Firma das zusätzlich nötige Bare drauf.
In nur vier Wochen kamen 25'000 Dollar zusammen. «Ich bin so gerührt. Die Menschen sind so großzügig», so
Corbett.
Auf der Spielerbank bei den Celtics
Bald bekam auch Corinne Grousbeck Wind von Louis' Schicksal. Ihr Mann ist Präsident des Basektballteams Boston Celtics. Das Schicksal wollte es, dass die Grousbecks selbst einen 21-jährigen Sohn haben, der wegen Retinitis pigmentosa erblindet ist. Corinne Grousbeck leitet seither eine Blindenschule.
«Ich habe total verstanden, wieso die Corbetts die Reise machen wollten», sagt sie. «Als ich hörte, dass der Junge ein großer Celtics-Fan ist, dachte ich mir, dass wir ihn zu einem Spiel einladen.» Am Mittwochabend durfte Louis das Spiel seines Lieblingsteams gegen die Golden State Warriors besuchen. Weil alle guten Sitzplätze an diesem Tag ausgerechnet an eine Klasse der Blindenschule vergeben waren, durfte Louis auf der Bank bei den Spielern sitzen. Diese wundervolle Erinnerung wird ihm auch seine Krankheit nicht mehr nehmen können.
(L'essentiel/kle)