Formel-1-Teams – Bis Melbourne gibts noch viel zu tun

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Formel-1-TeamsBis Melbourne gibts noch viel zu tun

12 Tage wurde in Jerez und Bahrain der Ernstfall geprobt. Angesichts des neuen Reglements zu wenig. Zwei Wochen vor dem Saisonstart gibt es einige Fragezeichen – vor allem bei Red Bull.

77 Runden: Weltmeister Sebastian Vettel durfte sich am letzten Testtag in Bahrain den Fahrtwind mal wieder richtig um die Ohren blasen lassen. In den vergangenen Wochen stand sein Red Bull nämlich vorwiegend an der Box. So etwa am vorletzten Testtag am Samstag, als Vettel beim ersten Versuch in der ersten Runde stehen blieb und es beim zweiten nicht einmal bis zum Ende der Boxengasse schaffte. So kommen beim Weltmeisterteam in der Endabrechnung der offiziellen Tests von Jerez und Bahrain kümmerliche 316 Runden zusammen. Der Frust nach den 12 genehmigten Tagen ist nur bei Marussia (317) und Lotus (238) größer.

Das schlechte Abschneiden von Lotus, immerhin WM-Vierter 2013, kommt nicht von ungefähr. Die Liste von Ingenieuren, die das Team verlassen hat, ist lang: James Allison, Dirk de Beer, Gerald Murphy, Ciaron Pilbeam und Ettore Griffini liefen zu Ferrari, Mercedes und McLaren über. Der finanzielle Engpass, der bereits im vergangenen Sommer absehbar war, und die Probleme mit Motoren-Lieferant Renault machen die Situation noch prekärer.

Zweiklassengesellschaft bei den Motoren

Renault scheint nicht bereit für die neue Saison. Vergangene Woche versuchten die Franzosen beim Weltverband FIA eine Fristverlängerung zu ergattern. Diese wurde abgelehnt. Die Mustermotoren sind gemeldet, versiegelt. Bis zum Ende der Saison sind nur noch kleine Änderungen erlaubt. Wegen den vielen Pannen bei den Tests wollte Renault die Frist um zwei bis drei Monate verschieben.

Wie Lotus bezieht auch Red Bull seine Pferdestärken vom französischen Hersteller. Im Vergleich zu Mercedes und Ferrari hat Renault nur einen Viertel (1649) der möglichen Test-Kilometer abgespult, die Mercedes (3477 Testrunden) oder Ferrari (1986) zurückgelegt haben. Weil Lotus die Tests in Jerez platzen ließ, kamen noch weniger Runden zusammen. Von einer Rennsimulation sind die Bullen und auch Lotus noch weit entfernt.

Doch Vettel bleibt zuversichtlich. «Klar wird es chaotisch werden. In zwei Wochen werden die Dinge schon etwas anders aussehen.» Neue Teile stehen zur Debatte. Weil aber bis zum Saisonstart nicht mehr im Fahrmodus getestet werden darf, wäre dies ein Risko. Angesichts der abgespulten Runden in Bahrain und zuvor in Jerez wäre eine Zielankunft in Down Under ein Erfolg für die Weltmeister-Truppe. Oder wie es Vettel sagt: «Ich sehe uns sicher nicht in der Favoritenrolle.»

Mercedes hat die Nase vorn

Von solchen Problemen sind Test-Sieger Mercedes sowie seine Kunden Williams und Force India weit entfernt. Nico Rosberg darf sich Rundenkönig der Testfahrten nennen. «Auch wir haben unsere Probleme. Aber viele von denen, die Red Bull jetzt durchmacht, haben wir schon auf dem Prüfstand und beim ersten Test in Jerez abgehakt», bestätigt Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda. Die Ungewissheit bleibt dennoch und so will Lewis Hamilton nichts von einem Vorsprung gegenüber der Konkurrenz wissen: «Ich denke, wir können sicher Kurs auf die Top 5 nehmen. Sehr viel mehr sage ich nicht dazu», stapelt der Weltmeister von 2008 tief.

Einigermaßen zufrieden blicken auch die Piloten und Ingenieure vom Team Sauber nach Melbourne. Adrian Sutil und Esteban Gutiérrez hatten am Ende des letzten Testtages in Bahrain 177 Runden absolviert und die Ränge sechs und acht herausgefahren. «Es gibt immer noch viel zu tun. Wir werden nun alle Daten auswerten und uns bestmöglich auf Australien vorbereiten», sagte Renningenieur Giampaolo Dall'Ara.

«Ich fühle mich nicht perfekt vorbereitet»

Sutil sagt das, was die meisten Piloten denken: «Ich fühle mich nicht perfekt vorbereitet.» Doch was heißt schon perfekt hinsichtlich der vielen Neuerungen für 2014. Learning by doing lautet die Devise für die ersten Rennen. Immerhin haben die Hinwiler genug Material, um die kommenden zwei Wochen nochmals zu tüfteln. «Wir haben eine Qualifying-Simulation und eine Rennsimulation absolviert, und jetzt haben wir einiges auszuwerten, es ist also definitiv ein ganz guter Tag gewesen», sagte Sutil nach dem letzten Tests in Bahrain.

Die Formel 1 ist 2014 eine Wundertüte. Probleme, so weit das Auge reicht. Vor allem die hochkomplizierte Technik und die neuen Antriebseinheiten werden den Ingenieuren und Mechanikern die eine oder andere schlaflose Nacht bescheren. Mit einem müden Lächeln dürfte man sich an die Diskussionen und Sorgen über die Haltbarkeit der Reifen, die vor einem Jahr für Fragezeichen sorgten, erinnern.

(L´essentiel/ als)

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