Künstliche IntelligenzChatGPT beunruhigt auch Luxemburgs Lehrkräfte
LUXEMBURG – Der sprechende Roboter ChatGPT bewegt die Bildungswelt rund um den Globus. Während viele Schüler ihn angeblich nutzen, um bei ihren Arbeiten zu schummeln, verfolgen die Lehrer des Landes das Ganze sehr genau.
- von
- Nicolas Chauty

ChatGPT liefert seine Arbeit mit einer erstaunlichen Mischung aus korrekten Antworten und sachlichen oder logischen Fehlern.
Künstliche Intelligenz (KI) erschüttert das Bildungswesen auf der ganzen Welt mit ChatGPT, einem online verfügbaren Chatroboter, der seit einigen Tagen in aller Munde ist. Der ChatGPT ist in der Lage, auf einfache Fragen hin Texte zu verfassen. Er wird mithilfe riesiger Datenmengen aus dem Internet «trainiert» und kann «vorhersagen», wie ein Text wahrscheinlich weitergehen wird. Ein Segen für Schüler, die nach Inspiration suchen.
Bereits Mitte Dezember kündigten acht australische Universitäten an, ihre Prüfungen zu ändern und die Nutzung von KI als Betrug zu betrachten. Vor kurzem haben die öffentlichen Schulen in New York den Zugang zu ChatGPT eingeschränkt. In Luxemburg ist noch kein Fall bekannt, aber Patrick Remakel, Vorsitzender des Syndicat national des enseignants (SNE), weist bereits auf große Gefahren hin, und das aus gutem Grund: «Ich habe es ausprobiert, es ist sehr einfach und das Ergebnis ist beeindruckend. Es ist schockierend.»
«Betrug und Copy & Paste gab es schon vorher»
ChatGPT liefert seine Arbeit mit einer erstaunlichen Mischung aus korrekten Antworten und sachlichen oder logischen Fehlern, die mehr oder weniger schwer zu erkennen sind. «Wir befinden uns wahrscheinlich vor der Welle. Ich nehme an, dass die Mehrheit dieses Tool noch nicht kennt», vermutet Raoul Scholtes, Präsident der Fédération des universitaires au service de l'Etat (FÉDUSE) und Lehrer für Naturwissenschaften. «Es ist eine ständige Anpassung, das Schulwesen entwickelt sich weiter, das muss man genau verfolgen. Wir sprechen hier von ChatGPT, aber Betrug und Copy & Paste gab es schon vorher. Man ist nie davor gefeit, dass Schüler ihre Aufgaben nicht selbst erledigen», erklärt er.
Hast Du die Software schon benutzt?
«In einer Sitzung mit dreizehn Lehrern haben wir darüber gesprochen, und nur einer kannte ChatGPT», fährt Patrick Remakel fort. Seiner Meinung nach sind Grundschulen weniger von der Angst vor Plagiaten und vorgefertigten Hausaufgaben betroffen. Raoul Scholtes erinnert daran, dass im Großherzogtum nur «Hausaufgaben, die in der Klasse auf Papier gemacht werden, wirklich zählen». Daher sind keine Tricks möglich. «Man muss die Grenze zwischen Schummeln und der Hilfe, die das Tool bieten kann, abstecken. Die Kinder müssen im Umgang mit den neuen Medien aufgeklärt werden», sagt Patrick Remakel.
Für Olivier Ertzscheid, Informationswissenschaftler an der Universität Nantes, der von der AFP befragt wurde, sei ein Verbot des Tools auf jeden Fall kontraproduktiv, da es den Wunsch der Schüler, es zu benutzen, verstärke. Wie nach dem Aufkommen von Wikipedia oder Suchmaschinen besteht die Herausforderung für Lehrer seiner Meinung nach darin, die Grenzen dieser Werkzeuge zu ermitteln.

Das Tool stellt in Grundschulen keine große Gefahr dar.