Wütender MobCholera-Klinik in Haiti angegriffen
In Panik haben Menschen in Haiti ein für Cholera-Kranke gedachtes Lager zerstört. Eine Woche nach Ausbruch der Seuche steigt die Zahl der Toten und Infizierten weiter.

Die Versorgung der Cholera-Kranken ist schwierig.
Trotz massiver internationaler Hilfe ist die Zahl der Choleratoten in Haiti weiter gestiegen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Port-au-Prince starben in der Woche seit Ausbruch der Krankheit mehr als 270 Menschen. Die Zahl der Infizierten stieg auf über 3600. Aus Angst vor Ansteckung zerstörte eine Menschenmenge ein gerade errichtetes Behandlungszentrum in der Stadt Saint-Marc.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte erklärt, das Risiko sei hoch, dass die Cholera auf weitere Teile Haitis, aber auch auf das Territorium der Dominikanischen Republik, des Nachbarn Haitis auf der Insel Hispaniola, übergreifen könne. Das Land sperrte die Grenzübergänge zu Haiti und führte strenge Kontrollen ein.
Die unter der Führung der UN aktiven Hilfsorganisationen warnten weiter vor der Gefahr einer Epidemie und verstärkten die Vorsorgemaßnahmen. «Die Lage ist nicht unter Kontrolle. Es gibt Berichte, dass sich die Cholera nach Norden ausbreitet.» Jeden Tag würden neue Patienten in die Klinik von Drouin gebracht, sagte Caroline Klein von der Hilfsorganisation Humedica, die mit zwei Ärzteteams im Einsatz ist.
Einen Rückschlag erlitten die internationalen Helfer in Saint-Marc. Offenbar aus Angst vor Ansteckung griffen Einheimische am Dienstag ein neu aufgebautes Cholera-Zentrum mit 400 Betten an, das die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen auf einem Fußballplatz in der Nähe des Krankenhauses errichtet hatte. Mehrere Zelte seien in Brand gesetzt worden, teilte die Organisation am Mittwoch mit. Das Zeltkrankenhaus soll nun an anderer Stelle aufgebaut werden.
Unterdessen teilte die Weltbank in Washington mit, umgerechnet 22 Millionen Euro für das bisher größte Wiederaufbauprojekt in Port-au- Prince bewilligt zu haben. Von dem Geld sollen rund 140 000 Einwohner in der Hauptstadt und im Vorort Carrefour profitieren, die beim Erdbeben im Januar ihr Hab und Gut verloren hatten. Mit den Mitteln sollen 60 000 Kubikmeter Trümmer beseitigt, die Infrastruktur in den Stadtteilen wiederhergestellt und Wohnhäuser aufgebaut werden.
(dpa)