Coding School 42: Hier paukt die IT-Elite von morgen – ganz ohne Lehrer

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Coding School 42Hier paukt die IT-Elite von morgen – ganz ohne Lehrer

ESCH/BELVAL – An der Schule 42 lernen Schüler voneinander statt von Lehrkräften. Der Unterricht besteht darin, eigene Erfahrungen zu machen und sich mit anderen darüber auszutauschen – alles im eigenen Tempo. Das Konzept hat Erfolg.

Jean-François Colin
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Jean-François Colin
Der Unterricht findet an der 42 im wahrsten Wortsinne auf Augenhöhe statt, die Schüler «bewerten» sich gegenseitig.

Der Unterricht findet an der 42 im wahrsten Wortsinne auf Augenhöhe statt, die Schüler «bewerten» sich gegenseitig.

Vincent Lescaut/L'essentiel

Jeder, der schon einmal in die Welt der Geeks eingetaucht ist, kennt sie: die mystische Zahl 42. Sie soll die «endgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest» beantworten – im Luxemburger Bildungswesen steht sie neuerdings für ein geradezu revolutionäres Konzept.

Die neue «Coding School» will aus ambitionierten Lernwilligen Programmierer machen. Dabei setzt sie auf innovative Konzepte wie Gamification oder Fehler machen als Erfahrung. Mitarbeiterin Nadja Sondag erklärt die Eckpunkte der Schule wie folgt: «Wir sind eine Schule ohne Lehrkräfte, ohne Kurse und ohne Klassen. Die Ausbildung ist völlig kostenlos und steht jedem offen, der volljährig ist». Entwickelt wurde das Konzept 2013 in Paris, von dort bahnte es sich seinen Weg in 29 Länder mit insgesamt 50 Schulen.

Die Schüler lernen hier im eigenen Tempo und ihre Leistungen werden nicht von Lehrkräften benotet. Vielmehr geht es um einen Austausch untereinander in Form sogenannter «peer to peer»-Bewertungen. Die Lernenden werden somit zu Kollegen, die sich bei ihren Erfahrungen gegenseitig unterstützen. Dennoch gibt es zu Standardisierungszwecken einen Kernlehrplan. Dieser beginnt Anfang des kommenden Jahres und kann eine Laufzeit zwischen acht Monaten und zwei Jahren haben.

Bewerber lernen erst mal im «Schwimmbecken»

Vor dem Start dieses Lehrplans werden die 100 bis 150 Bewerber allerdings noch kurz ins «Piscine» geworfen. In diesem Schwimmbecken können sie sich ab dem 20. November innerhalb von vier Wochen die Grundlagen des Codens erarbeiten und Projekte durchführen, um einen der begehrten Plätze zu erhalten. Doch einfach sei das nicht, so Sondag, denn: «Nur etwa 35 Prozent kommen in die engere Wahl».

Einer der hoffnungsfrohen Kandidaten ist Vladimir aus Gonderingen, der keinerlei Vorkenntnisse im Programmieren hat und sozusagen fachfremd ist, wie er freimütig zugibt. Er habe zuvor in der Finanzbranche gearbeitet und sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag gehangelt, bis er den Entschluss fasste sich umzuorientieren. Auf die Challenge freut er sich jedenfalls: «Diese Ausbildung kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Es wird hart sein, aber es ist eine Herausforderung, die ich annehmen muss».

Nach Abschluss des Kernlehrplans bietet sich den Lernenden die Möglichkeit, ihren Spezialisierungsgrad zu erhöhen. Anschließend erhalten sie ein Zertifikat, in dem ihr «Level» – 21 gibt es an der Zahl – angegeben ist. Zwar bietet die Schule keinen staatlichen Abschluss wie etwa den Bachelor, jedoch wird dieser in der Tech-Branche sowieso immer seltener verlangt. Laut Eigenauskunft der Schule liegt die Beschäftigungsrate im IT-Sektor bei den 42-Absolventen bei fast 100 Prozent.

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