Luxemburg – Corona hat nicht zu mehr Abtreibungen geführt

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LuxemburgCorona hat nicht zu mehr Abtreibungen geführt

LUXEMBURG – Laut «Planning Familial» hat der Corona-Lockdown nicht zu mehr Schwangerschaftsabbrüchen geführt. Häufig werden dazu mit Medikamenten eingesetzt.

Die Patientin wird vor, während und nach einem Schwangerschaftsabbruch gut begleitet.

Die Patientin wird vor, während und nach einem Schwangerschaftsabbruch gut begleitet.

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Das öffentliche Leben in Luxemburg ist aufgrund der Pandemie über ein Jahr lang relativ herunter gefahren worden. Nur die Schwangerschaftsberatungsstellen waren durchgehend geöffnet. Eine ungewollte Schwangerschaft gelte nämlich als Notfall, erklärt Catherine Chery, Leiterin des «Planning Familial». In der Pandemie habe man beobachtet, «dass einige Frauen Angst hatten, zur Beratungsstelle zu kommen und sich deshalb nicht rechtzeitig ein neues Rezept für ein Verhütungsmittel haben verschreiben lassen.» Andere hingegen hätten einfach nicht gewusst, dass die Beratungsstellen geöffnet waren, sagt Chery.

Dennoch seien bisher noch keine Auswirkungen beobachtet worden. Im Jahr 2020 habe es nicht mehr medikamentöse oder instrumentelle Schwangerschaftsabbrüche gegeben als in den Vorjahren, berichtet der Verein. «Die Pandemie hat nichts geändert. Davor wurden bereits medikamentöse Abtreibungen durchgeführt», bestätigt Frauenärztin Dr. Brigitte Marchand, medizinische Leiterin des «Planning Familials». Genaue Zahlen auf nationaler Ebene lägen jedoch nicht vor, was einen landesweiten Vergleich unmöglich macht. Dieser Umstand wird von der Schwangerenberatungsstelle kritisiert.

Zwei Methoden stehen zur Wahl

In Luxemburg gibt es zwei Möglichkeiten, eine Schwangerschaft abzubrechen. Der operativer Schwangerschaftsabbruch darf bis zur 12. Woche nach der Befruchtung (bis zur 14. Schwangerschaftswoche, gerechnet vom ersten Tag der letzten Regel) abgebrochen werden. Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch hingegen darf nur bis zur 7. Schwangerschaftswoche (bis zu 9. Woche, gerechnet vom ersten Tag der letzten Regel) durchgeführt werden. Nach Angaben des «Planning Familials» werde letztere Methode hierzulande übrigens am meisten angewendet.

Während der operative Schwangerschaftsabbruch stationär mittels einer Absaugung oder Ausschabung im OP-Saal vorgenommen wird, erhält die Frau bei einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch zwei Medikamente. Diese müssen innerhalb von 48 Stunden eingenommen werden. Das erste Medikament (Mifepriston) löst den Abbruch der Schwangerschaft aus und wird in Anwesenheit eines Arztes eingenommen. Das zweite Medikament (Misoprostol), das zu Hause eingenommen werden kann, führt zum Ausstoß des Embryos. «Vor dem Eingriff findet eine Voruntersuchung beim Frauenarzt statt, um die Entscheidung der Patientin abzusichern», erklärt Marchand.

«Wir stellen sicher, dass sie nicht alleine sind»

Darüber hinaus werde ebenfalls eine psychosoziale Beratung angeboten. «Wir stellen sicher, dass die Frauen bei der Einnahme des zweiten Medikamentes nicht alleine sind», ergänzt die Fachärztin. Wie bei jedem Eingriff seien mögliche Komplikationen nicht völlig auszuschließen. «In 98 Prozent der Fällen verläuft der Abbruch jedoch ohne Komplikationen», versichert Dr. Marchand. Die häufigsten Nebenwirkungen eines Schwangerschaftsabbruchs seien Blutungen und Schmerzen. Diese könnten zwischen zwei Wochen und zwei Monaten nach dem Eingriff andauern. «Das hängt natürlich auch davon ab, wie fortgeschritten die Schwangerschaft bereits war», sagt die Gynäkologin.

Nach einer Statistik des «Planning Familials» sind 2019 in Luxemburg insgesamt 482 freiwillige Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt worden. 62 Prozent der Patientinnen, die medikamentös abgetrieben haben seien übrigens über 25 Jahren alt gewesen.

(mm/L'essentiel)

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