140 Milliarden DollarDarum hortet Russland tonnenweise Gold – und kann nichts damit anfangen
Russland hat den fünftgrößten Goldschatz der Welt. Doch was ist dieser wirklich wert in Kriegszeiten? Das kann der russische Präsident Wladimir Putin mit seinem Gold noch anstellen.
Russland hat in den vergangenen Jahren einen riesigen Goldschatz angehäuft: Laut dem internationalen Währungsfonds lagert das Land 2300 Tonnen Gold im Wert von rund 140 Milliarden US-Dollar. Damit hat Russland nach den USA, Deutschland, Frankreich und Italien die fünftgrößten Goldreserven.
Doch was bringt dieses Gold? Der Westen hat das Land mit Sanktionen überzogen, und die G7-Staaten wollen den Handel mit Gold einschränken. Das soll verhindern, dass Russland die Sanktionen umgeht. Hilft das viele Gold Russland im Krieg trotzdem? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum hat Russland so viel Gold?
Russland hat mit dem Verkauf von Öl und Gas viele Fremdwährungen eingenommen und einen Teil davon in Gold investiert. «Das Land will sich so von der Abhängigkeit des US-Dollars lösen und Distanz zum Westen schaffen», sagt Anlagenexperte Rolf Biland. Gold ist laut dem Finanzexpeten Matthias Geissbühler, in Schwellenländern wie Russland als Inflationsschutz beliebt. Denn damit lassen sich die steigenden Preise abfedern.
Woher hat Russland das Gold?
Die russische Notenbank hat einen Großteil ihres Goldes russischen Goldminen abgekauft, sagt Carsten Menke von Julius Bär. Russland habe seine Goldreserven so von 40 Tonnen im Jahr 2006 auf rund 2300 Tonnen ausbauen können. Gleichzeitig habe das Land Staatsanleihen der USA abgestoßen, um sich vom US-Dollar zu lösen, so der Edelmetall-Experte.
Kann Russland mit dem Gold die Sanktionen umgehen?
«Nein», sagt Menke. Gold sei im internationalen Handel nicht sehr hilfreich. Mögliche Abnehmer wie China und Indien seien vorsichtig, und befreundete Staaten wie Kuba und der Iran wirtschaftlich zu unbedeutend. Auch der Transport des Goldes und die Klärung von Versicherungsfragen seien im Kriegsfall schwierig.
Kann Putin das Gold überhaupt verkaufen?
«Aktuell kaum», sagt Biland. Denn auch hier stelle sich die Frage, wer jetzt überhaupt noch Gold aus Russland annehme. China und Indien würden sich kaum gegen die Sanktionen des Westens stellen, der ihnen dann vorwerfen könnte, mit dem Kauf von russischem Gold den Krieg zu finanzieren.
Stützt das viele Gold den Rubel und die russische Wirtschaft?
«Ganz klar nein», sagt Menke von Julius Bär. Der Zerfall des Rubels in den letzten Wochen habe gezeigt, dass Goldreserven nicht vor dem Absturz einer Währung schützen. Viel wichtiger für die Stabilität einer Währung seien die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes und das Vertrauen in die Institutionen – da schneide Russland derzeit sehr schlecht ab.
So beeinflusst US-Zentralbank den Goldkurs
Kann Russland das Gold gegen Waren tauschen?
Für Russland könnte es grundsätzlich sinnvoll sein, das Gold zum Beispiel gegen Hightech-Technologien zu tauschen, die das Land im Krieg einsetzen kann, sagt Menke. Auch hier stelle sich aber die Frage: «Mit wem?» Für den Tausch Ware gegen Gold finde Russland aktuell wohl kaum Abnehmer.
Investiert Russland sein Gold jetzt in Bitcoin und Kryptowährungen?
«Das ist sehr unwahrscheinlich», sagt Menke von Julius Bär. Notenbanken würden normalerweise auf wenig risikoreiche Anlagen setzen. Kryptowährungen seien aber hochriskant.
Unternimmt der Westen nun etwas gegen den Goldrausch in Russland?
«Nein, das kann der Westen auch gar nicht», erklärt Menke. Der Großteil des russischen Goldes sei aus Goldminen aus dem eigenen Land, die der Westen nicht kontrollieren könne.