Gut gemeint, voll danebenDarum sehen alle Hipster gleich aus
Hipster geben sich betont individuell. Dabei sind sie vor allem eines: Mainstream. Ein Forscher hat berechnet, was da schiefläuft.

Eine schlaksige Figur, Röhrenjeans und eine Hornbrille auf der Nase. Dazu der obligatorische Jutebeutel, Trucker-Cap und ein Vollbart. So sehen Hipster aus. Keine Frage: Sie stechen optisch heraus – zumindest manchmal. Denn obwohl sie sich mit Look und Attitüde von anderen absetzen wollen, gibt es landauf landab unzählige von ihnen.
Um herauszufinden, warum das Hipstertum ungewollt zum Massenphänomen geworden ist, hat sich ein französischer Mathematiker vom Collège de France in Paris der statistischen Physik beholfen.
Wer zu spät kommt…
Jonathan Touboul unterscheidet in seinem Aufsatz «The hipster effect: When anticonformists all look the same» zwischen Anhängern des Mainstreams und Antikonformisten – Hipstern, die sich demonstrativ gegen die gängige Meinung entscheiden.
In der Formel, die dem Aufsatz zugrundeliegt, spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle (siehe Bildstrecke). Demnach spüren Hipster Trends zu langsam auf. Dadurch erfahren sie meist erst dann von Neuheiten wie beispielsweise dem Szenegetränk Club Mate, wenn sie schon längst im Mainstream angekommen sind. Auf diese Weise gleicht sich der Look immer weiter an.
Geliebte Vorbilder
Hinzu kommt, dass der gemeine Hipster gerne zu anderen aufschaut. Das heißt: Werden Trends auf hippen Blogs, angesagten News-Sites oder von Szene-Persönlichkeiten gehypt, beeinflusst das seinen Look – und den von zahlreichen Gleichgesinnten.
Dass sich ein Mathematiker mit einer Subkultur beschäftigt, mag komisch klingen. Doch mithilfe der Formel lässt sich noch viel mehr erklären, wie Touboul im «The Independet» sagt. Beispielsweise, warum Börsenmakler häufig gerade dann Aktien abstossen, wenn alle anderen einkaufen.
(L'essentiel/fee)