Neue Band PrettyMuch – Das Boygroup-Fieber hört einfach nicht auf

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Neue Band PrettyMuchDas Boygroup-Fieber hört einfach nicht auf

Der Mann hat ein Gespür: Aus One Direction hat Simon Cowell eine Hit- und Geldmaschine gemacht. Jetzt schickt der Brite PrettyMuch ins Rennen. Boygroups forever!

Böse Menschen schmeißen die Beatles mit den Backstreet Boys oder One Direction in einen Topf. Nun, vermutlich haben diese musikalischen Männer-/Jungsformationen nur eins gemeinsam: Sie haben in verschiedenen Jahrzehnten Millionen von Frauen zum Kreischen gebracht.

Das ist übrigens nicht sexistisch gemeint: Psychologen haben in Studien herausgefunden, dass Boygroup-Fandom ein mehrheitlich weibliches Phänomen ist. In ihrer Arbeit «Gender in Fandom» schreibt Kaya Mendelsohn, dass bei Jungs ähnliche Phänomene (wie etwa ein zu Johlen umfunktioniertes Kreischen) bei Sportanlässen (allen voran: Fußball) zu beobachten sei.

Nach One Direction kommen PrettyMuch

Hier soll es aber um Boybands gehen. Die klassische Boygroup (wir bevorzugen diese Bezeichnung; die fünfköpfigen, tanzenden Männerchöre spielen selten ihre eigenen Instrumente), ein musikalisches Synonym für die 90er-Jahre, tritt nun in neuster Inkarnation in Erscheinung: PrettyMuch haben soeben ihre Debütsingle veröffentlicht.

Die Hand am Startknopf hatte wiederum Simon Cowell (57). Der Brite hatte 2010 bei der britischen Version von «X Factor» fünf herzige Jungs zu One Direction formiert (hier sind sich die Quellen übrigens nicht ganz einig: Nicole Scherzinger sagte, es sei eigentlich ihre Idee gewesen). Doch mit dem «Leaken» (als ob im Boygroup-Business irgendwas aus Versehen passieren würde) ihrer ersten Single wurden die Jungs zu Weltstars.

Auf Spotify schwer angesagt

Nun also PrettyMuch: Wieder fünf Jungs, die singen, tanzen und hübsch aussehen (ein bisschen edgy, aber nicht zu krass, Modetrends unterworfen, aber nicht zu krass). Ihre erste Single «Would You Mind» läuft laut Variety.com in Spotifys ViralCharts in den Top Ten.

Austin (19), Edwin (18), Nick (19), Brandon (17) und Zion (18) trällerten in den USA als Solokünstler vor sich hin. Dann kam Cowell und sagte: «Kommt, wir machen eine Boygroup aus euch.» Die Boys sind noch so fresh, sie haben noch nicht einmal ein Video oder einen Wikipedia-Eintrag. Das muss jetzt noch organisch wachsen.

Lebensdauer beträgt 6,8 Jahre

Organisch ist quasi das Update zur klassischen Boygroup-Strategie. Manchmal kannten sich die Boys schon ein bisschen (New Kids On The Block), manchmal wurden die Mitglieder einfach per Casting zusammengewürfelt (One Direction oder Take That) und manchmal folgten sie einem Aufruf à la «Wir machen jetzt die irischen Take That» (Boyzone).

Nach über dreissig Jahren der klassischen «Male Vocal Artists» (so heißt das im Selbstverständnis der einzelnen Gruppen) könnte man meinen, jetzt sei mal Schluss. Aber nein, das wird es vermutlich nie sein. Denn wie wissenschaftliche Studien und ein bisschen gesunder Menschenverstand nahelegen, wird es immer heranwachsende Mädchen (in selteneren Fällen auch Männer) geben, die ein ungefährliches Ventil für sich entwickelnde Sexualität und romantische Träume suchen.

Denn das ist der eigentliche Fluch der Boygroups: Sie sind Projektionsfläche. Gut vermarktete, durchdesignte Projektionsfläche. Laut Fivethirtyeight.com beträgt die durchschnittliche Lebensdauer einer Männerformation 6,8 Jahre.

Danach sind die Boys eben Männer, wollen mal anders als heimlich eine Freundin oder einen Freund haben, sich anziehen, wie sie mögen und eventuell eigene Musik machen. Dann bricht die Formation bis zur für Boygroups typischen Reunion auseinander. Solokarrieren werden gestartet. Das klappt pro Band in der Regel in einem Fall – man denke an Justin Timberlake, Robbie Williams, Harry Styles.

Und die nächste Boy-Formation steht schon parat. Um von ihnen zu träumen und sich über sie lustig zu machen.

Sehen Sie in der Bildstrecke ein paar Gesichter, die Sie bestimmt schon vermisst haben. Bitte verzeihen Sie uns – die Liste ist nicht vollständig. Es wären einfach viel zu viele und die Zeit war knapp. Auch wir müssen täglich an unseren Tanz-Choreos schleifen.

Als Soundtrack schlagen wir die Backstreet Boys vor. Ein Klassiker:

(L'essentiel/bbe)

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