Jerusalem als Hauptstadt – Das müssen Sie zu Trumps brisantem Plan wissen

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Jerusalem als HauptstadtDas müssen Sie zu Trumps brisantem Plan wissen

Trotz internationaler Warnungen will US-Präsident Trump den Sitz seiner Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen. Fragen und Antworten.

Emmanuel Macron, Recep Tayyip Erdogan, Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und der saudische König Salman: Politisch ziehen sie nur selten an einem Strick und doch warnen alle Donald Trump davor, Jerusalem als israelische Hauptstadt anzuerkennen und seine Botschaft von Tel Aviv dorthin zu verlegen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Warum will Trump Jerusalem trotz internationaler Kritik offiziell als israelische Hauptstadt anerkennen?

Angesichts der Tragweite ist das nicht ganz klar. Ja, er löst ein Wahlversprechen ein. Auch wird Trump damit seine Basis begeistern. Aber auf der anderen Seite nehmen die USA eine schwere Eskalation in Nahost zumindest in Kauf. Trump stösst wichtige US-Partner nicht nur in der arabischen Welt vor den Kopf. Von praktisch allen Seiten wird die Anerkennung Jerusalems mit einem Ende des Friedensprozesses gleichgesetzt. Das ist ein sehr hoher Preis.

Welche Bedeutung hat Jerusalem für die Region?

Die Stadt ist Juden, Christen und Muslimen heilig. In der Altstadt liegt der Tempelberg, ein bedeutendes Heiligtum. Für die Juden ist der Ort von höchster Bedeutung, weil dort zwei jüdische Tempel standen. Muslime glauben, Mohammed habe von dort aus seinen Ritt in den Himmel angetreten.

Welche Rolle spielt die Stadt politisch?

«Die Palästinenser wollen, dass der östliche Teil Jerusalems die Hauptstadt eines künftigen palästinensischen Staates wird», so SRF-Nahostkorrespondent Philipp Scholkmann. Diese könne darum nicht einfach so Israel zugesprochen werden. «Es war bisher auch die einhellige Position der Staatengemeinschaft, dass man diesen Konflikt nur mit Verhandlungen im Hinblick auf eine Teilung lösen könne», sagt der Journalist weiter. Die Verhandlungen seien aber seit Jahren festgefahren.

Wie reagiert die Weltgemeinschaft?

Eine ganze Reihe EU-Staaten habe «ihrer Sorge Ausdruck verliehen, [...] dass die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels den Konflikt eher noch einmal anheizt», sagte etwa der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel. Der türkische Präsident Erdogan hatte erklärt: «Jerusalem ist die rote Linie der Muslime». Auch Saudi-Arabien, das sich als Schutzmacht aller Muslime weltweit sieht, äußerte sich «ernsthaft und tief besorgt». Insgesamt waren die Reaktionen – außer in Israel – sehr kritisch bis verständnislos.

Der Palästinenser-Präsident sagt, die Anerkennung könnte «gefährliche Konsequenzen» haben, andere warnen vor einem «Flächenbrand». Wie wahrscheinlich ist eine Eskalation der Gewalt?

Im Palästinensergebiet seien für den Rest der Woche Tage des Zorns ausgerufen, so Scholkmann. «In Washington aber rechnet man sich wohl aus, dass die Palästinenser zu schwach und zu zerstritten sind und dass die Bevölkerung zu resigniert, um anhaltenden Protest – einen dritten Palästinenseraufstand zum Beispiel – loszutreten.»

(L'essentiel/nk/sda)

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