Charts-FlopDas Tokio Hotel ist keine Top-Adresse mehr
Vor zehn Jahren startete die Boyband Tokio Hotel ihren Eroberungsfeldzug rund um den Globus. Vom großen Erfolg ist heute nicht mehr viel übrig.

Einst füllten sie Stadien, machten Millionengewinne und wurden von einem konstanten Kreischkonzert wildgewordener Teenager begleitet, wo immer sie auch hingingen. Doch seit Tokio Hotel im Herbst 2014 mit einem neuen Album einen Comeback-Versuch wagten, müssen die Jungs aus Magdeburg kleinere Brötchen backen. Oder, um eine andere Analogie zu bedienen: Aus dem Tokio Hotel ist eine Pension geworden, wie Bild.de schreibt.
Das Album «Kings of Suburbia» blieb hinter den Erwartungen zurück. Und das, obwohl Bill Kaulitz und seine Mitstreiter vollen Einsatz geben und für Gesprächsstoff sorgten. Das Cover zu ihrer Single «Love Who Loves You Back» zeigt eine Computermaus, die sogar mit einem Mindestmaß an Fantasie an eine Vulva erinnert. Die Boyband wollte ein neues, erwachseneres Image. Auch beim Styling gab es eine Generalüberholung: Statt Stachelfrisur trägt Bill heute kurze Haare, sein Zwillingsbruder Tom Hipsterbart statt Rastas.
Teenager haben neue Idole
Doch die Fans von damals sind in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls erwachsen geworden. Ihre Idole Tokio Hotel scheinen sie hinter sich gelassen zu haben. Und die Teenager von heute haben sich längst neuen Boybands verschrieben, wie One Direction und 5 Seconds of Summer.
In Deutschland kletterte das Album immerhin für drei Wochen in die Albumcharts. Topposition war Nummer zwei. Zum Vergleich: Das Debütalbum der Band «Schrei» stand ganze 65 Wochen in den Hitparaden.
Auch bei den Konzerten ist Down-Sizing angesagt. Während Tokio Hotel früher Stadien füllten, spielen sie nun kleinere Gigs. Im Frühling brechen die Musiker zu einer Clubtour in Europa auf. Zwar sind schon einige Konzerte ausverkauft, aber der Konzertsaal in Marseille etwa fasst bloß 1500 Zuschauer. In Deutschland tritt die Band laut Bild.de zum Teil ebenfalls vor weniger als 1000 Fans auf.
Social Media machen neue Stars
Warum war es Tokio Hotel nicht möglich, langfristig ihre Fanbasis zu halten? Immerhin wurden die Musiker über Nacht zu absoluten Idolen. Mädchen harrten teils tagelang vor Konzerthallen aus, um sich die besten Plätze zu sichern. Doch Fantreue über Jahre hinweg zu halten, wird für Künstler zunehmend schwierig. In Zeiten von Social Media werden Trends immer schnelllebiger, immer wieder tauchen Persönlichkeiten auf, die von der Internetgemeinde gehypt werden und bald darauf wieder in der Versenkung verschwinden.
Die Welt der Stars dreht sich immer schneller. Auf Instagram punkten Kim Kardashian und Amber Rose – Menschen, die eigentlich nur fürs Berühmtsein berühmt sind und sonst nicht viel Nennenswertes machen. Bill Kaulitz postet zwar auch fleißig, aber spektakuläre Bilder à la Miley Cyrus? Fehlanzeige.
Vielleicht goutieren die Fans von früher aber das neue Oversexed-Image der Band nicht. Im Clip zu «Love Who Loves You Back» bekam Bill Kaulitz einen angedeuteten Blowjob verpasst, und kurz darauf verriet die Band in einem Interview, dass sie mit Pornonamen in Hotels einchecken, um ihre Privatsphäre zu wahren.
(L'essentiel/cat)