Luxemburg: Das «unauffällige» Profil der Opfer des Doppelmordes von Niederkorn

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LuxemburgDas «unauffällige» Profil der Opfer des Doppelmordes von Niederkorn

NIEDERKORN – Am Tag nach der Schießerei deutet nichts darauf hin, dass in der Rue des Trévires ein Doppelmord begangen worden war. Dieser Eindruck entstand unter anderem aufgrund des Profils des Paares, das unter den Kugeln des Nachbarn verstarb.

Thomas Holzer
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Thomas Holzer
Die Tragödie ereignete sich in der Rue des Trévires in Niederkorn.

Die Tragödie ereignete sich in der Rue des Trévires in Niederkorn.

L'essentiel

Der Regen hat die Zeichen des Tatorts weggewischt und die Polizei den Ort des Geschehens verlassen. Am Dienstag, dem Tag nach der Schießerei, war es schwer vorstellbar, dass mitten in der Rue des Trévires in Niederkorn ein Doppelmord begangen worden war. Keine Kerzen oder Zeichen der Besinnung, kaum Durchgangsverkehr — das Wohngebiet neben den Bahngleisen sah aus wie jeder andere friedliche Ort in Luxemburg.

Es war jedoch genau dieser Ort, an dem eine 62-jährige Frau und ihr 54-jähriger Ehemann am Montagmorgen durch die Kugeln ihres 74-jährigen Nachbarn ums Leben kamen. Der Mann, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Dienstagmorgen einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden sollte, schläft seither im Gefängnis.

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Editpress/Alain Rischard

L'essentiel/Vincent Lescaut

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Trotz der ruhigen Stimmung am nächsten Tag verfolgt das Bild des Anwohners, der für seine Feindseligkeit gegenüber einem Teil der Nachbarschaft bekannt ist, einige Bewohner weiterhin. «Ich war der Letzte, der am Morgen mit ihm gesprochen hat. Ich ging nach Hause, dann hörte ich die Schussgeräusche. Dann war es vorbei.», bezeugt der Nachbar von gegenüber.

«Wenig gesprächige Personen»

Die Szene könnte absurd erscheinen, wenn sie nicht so dramatisch wäre. Der Zeuge, der sagt, dass er sich mit dem mutmaßlichen Schützen «gut verstanden» habe, bestätigt dessen Feindseligkeit gegenüber einiger Nachbarn, insbesondere dem Opferpaar, das im Obergeschoss eines Hauses wohnte, das an das Haus des mutmaßlichen Mörders angrenzte. Eine Bekannte des Paares berichtet von «diskreten, äußerlich netten, aber wenig gesprächigen Personen» und betont auch deren konfliktreiche Beziehung zu einem Teil der Nachbarschaft.

«Sie blieben stets zuhause, bekamen aber nie Besuch. Der Ehemann hatte Kinder, die ab und an vorbeischauten», fährt sie fort. «Hier kennt nicht jeder die Namen seiner Nachbarn», sagt die Zeugin von gegenüber. Ein junger Anwohner, der den Tatort am Montag nicht miterlebt hat, fasst den Mangel an sozialen Bindungen wie folgt zusammen: «Ich rede hier nicht mit vielen Leuten. Gestern war es schrecklich, aber heute ist es wieder normal». Als wäre nichts geschehen

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