Experte mahntDeine Kopfhaut braucht mehr Aufmerksamkeit
Jahrelang haben wir sie vernachlässigt, jetzt wird sie auf Social Media plötzlich zum Hype: Kopfhautpflege. Ein Experte erklärt, warum mehr dahinter steckt als ein Tiktok-Trend.

Die Kopfhaut mit Öl oder Seren zu behandeln, ist in der westlichen Welt ein eher neues Konzept. In anderen Kulturen hat es dagegen längst Tradition.
Geht es um die Haargesundheit, fokussiert man sich in der westlichen Welt gerne auf die Haarlängen. In der ayurvedischen Lehre hingegen gibt es eine jahrtausendelange Tradition, die Kopfhaut mit Öl zu pflegen. Bei Tiktok springen nun immer mehr Creator auf den Zug auf.
Wie wichtig wäre es also, den Fokus mehr auf die Kopfhaut zu setzen? Remo Lageder ist als Trichologe Experte für Fragen zur Kopfhaut, zu Haaren und Haarausfall. Er verrät, worauf es bei der Kopfhautpflege ankommt.

Remo Lageder ist Trichologe
«Ein Umdenken wäre gut. Ich mache gern den Vergleich mit einer Pflanze: Enthält die Erde nicht die richtigen Nährstoffe und bekommt ausreichend Wasser und Pflege, entsteht keine gesunde und schöne Pflanze. Genauso ist eine gepflegte Kopfhaut die Basis für schönes Haar», erklärt der Experte. «Spezielles Öl ist dazu allerdings nicht notwendig – es gibt keine fundierten Studien, die beweisen, dass sich die Anwendung positiv auf das Haarwachstum auswirkt.»
Die wichtigsten Schritte für eine gesunde Kopfhaut
Dafür sind andere Grundsätze wichtig: «Regelmäßiges Haarewaschen etwa sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist wichtig, die Kopfhaut nicht tagelang mit Haarspray, Schaum und Co. zu belasten.» Das Shampoo sollte dementsprechend gründlich und lange in die Kopfhaut einmassiert werden.
Ganz anders sieht es bei Kuren und Conditionern aus: «Pflegespülungen sollten nur in die Längen der Haare aufgetragen werden, niemals auf der Kopfhaut.» Zudem rät der Experte zu Kopfbedeckungen, wenn unsere Kopfhaut der Sonne ausgesetzt ist und Zurückhaltung bei super straffen Hairstyles. Auf Dauer üben sie viel Druck auf die Haarwurzeln aus und können so zu Haarausfall führen.
Stimmt etwas nicht?
Dass die aktuelle Pflege noch nicht ganz optimal ist, erkennt man an typischen Beschwerden: «Wer unter Juckreiz oder Schuppen leidet oder fettiges und kraftloses Haar hat, pflegt seine Kopfhaut oft nicht optimal.» Zwar können auch Krankheiten oder andere Faktoren sich auf die Haargesundheit auswirken. Bist du ansonsten fit, solltest du deine Routine überdenken. Lageder rät zum Besuch beim Profi: «Der kann eine Trichoskopie durchführen – eine detaillierte Analyse der Kopfhaut, die zeigt, wie es um sie steht. Danach können die richtigen Maßnahmen bestimmt werden, um etwaige Probleme zu beheben.»
Extrapflege für deine Kopfhaut
Wer die Extrameile gehen will, um seiner Kopfhaut etwas Gutes zu tun, findet auf dem Markt immer mehr Auswahl: «Bei Unreinheiten und Produktrückständen im Haar kann zum Beispiel ein gutes Kopfhaut-Peeling Wunder wirken», so der Trichologe. «Man sollte allerdings auf möglichst natürliche Inhaltsstoffe achten und das Peeling jeweils gründlich auswaschen. Da kann auch schonmal ein zweiter Waschgang nötig sein.»
Auch bei speziellen Bürsten für die Kopfmassage ruft der Experte zur Vorsicht auf: «Wer zu viel Druck anwendet, schadet der Kopfhaut meist mehr, als dass er ihr nützt.»
Sanfte Behandlungen hingegen ergeben durchaus Sinn: «Mit regelmäßigen Massagen – auch mit den Fingern – kann eine verbesserte Durchblutung der Kopfhaut erreicht werden, die einen positiven Effekt auf das Haarwachstum hat. Deshalb arbeiten wir bei unserem ganzheitlichen Behandlungsansatz in der Klinik ebenfalls mit Kopfhautmassagen.»