Nora Back: «Den Leuten Angst zu machen ist kontraproduktiv für die Wirtschaft»

Publiziert

Nora Back«Den Leuten Angst zu machen ist kontraproduktiv für die Wirtschaft»

LUXEMBURG – Die «Chambre de commerce» befürchtet nach eigenen Angaben, dass Luxemburg an Wettbewerbsfähigkeit verliert und Unternehmen ihren Standort verlagern. Das Wirtschaftsministerium ist weniger alarmiert, Nora Back vom OGBL vermutet andere Absichten hinter der Warnung.

Thomas Holzer
von
Thomas Holzer
Luxembourg
ville 
grund
vue
abbaye de Neumunster
Kirchberg

photo : Vincent Lescaut

Laut Handelskammer verdüstern sich die Wirtschaftsaussichten Luxemburgs.

Vincent Lescaut

Namenhafte Firmen könnten aus Luxemburg abwandern. Das meinen zumindest die Handelskammer und deren Präsident Carlo Thelen, der am Mittwoch bei einer Pressekonferenz angab, dass mehrere Unternehmen wohl mit dem Gedanken spielen würden. Schuld seien u.a. die allgemeine wirtschaftliche Lage und die Arbeitskosten im Land, weshalb die Handelskammer eine Modifizierung des Index-Systems vorschlägt.

«Es ist typisch für die Position der Arbeitgeber, Druck auf die Löhne auszuüben», so die Reaktion von OGBL-Präsidentin Nora Back. «Sie tun dies mit allen Mitteln.» Ihrerseits habe sie noch keine Anzeichen für Standortverlagerungen wahrgenommen, die Äußerungen der Handelskammer seien «nichts anderes als ein Angriff auf das Indexsystem und eine Möglichkeit, auf die Wahlprogramme einzuwirken». Gewerkschafterin Back fordert: «Sie sollen aufhören, den Leuten Angst zu machen, das ist kontraproduktiv für die Wirtschaft.»

Nora Back, Präsidentin des OGBL

Nora Back, Präsidentin des OGBL

Auf Anfrage von L'essentiel zeigt sich auch das Wirtschaftsministerium nicht sonderlich alarmiert. Stattdessen betonte es «die zahlreichen Vorteile im Hinblick auf die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, die für Luxemburg sprechen». Laut Franz Fayots (LSAP) Ministerium gehören dazu Luxemburgs Infrastruktur – 3,8 Milliarden Euro öffentliche Investitionen sind für dieses Jahr vorgesehen – politische Stabilität und die geringe Staatsverschuldung.

Zwar räumt das Ministerium ein, dass Polykrisen eine wirtschaftliche Herausforderung darstellten, trotzdem habe man Firmen für den Standort Luxemburg gewinnen können: «55 Technologieunternehmen aus Nordamerika (USA), Südostasien (Südkorea und Japan), Israel und anderen EU-Ländern konnten wir anziehen (...) Alle vorrangigen Entwicklungsbereiche sind vertreten, wie intelligente und grüne Mobilität, Raumfahrt, Gesundheitstechnologien oder Fintech.»

Mit konkreten Zahlen oder Namen hat die «Chambre de commerce» ihre Warnung nicht untermauert. Laut zwei internationalen Benchmarks, die die dem Wirtschaftsministerium unterstehende Beobachtungsstelle für Wettbewerbsfähigkeit (ODC) vor wenigen Wochen veröffentlicht hat, gehört Luxemburg vor den meisten EU-Ländern zu den Top 10 im Bereich «territoriale Wettbewerbsfähigkeit». Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin unter 5 Prozent, auch wenn sie im Jahresvergleich gestiegen ist (+7 Prozent).

Deine Meinung

2 Kommentare