Opfer von Polizeigewalt«Der Cop sagte, er würde uns erschießen»
Messiah Young und Taniyah Pilgrim wurden während der Proteste um den getöteten George Floyd aus einem Auto gezerrt und getasert. Sie erzählen nun von diesem traumatischen Moment.

«Ich kann mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Kameras nicht alles gefilmt hätten», sagt Taniyah Pilgrim zum Nachrichtensender 11 Alive. Die Unistudentin saß am Freitagabend mit ihrem Kollegen Messiah Young in einem Auto, als sie während der Proteste für den getöteten George Floyd in einen Stau gerieten.
Pilgrim und Young wurden von der Polizei in Atlanta angehalten. Verbrochen hatten die beiden nichts – trotzdem wurden sie gewaltsam aus dem Auto gezerrt, Young zudem getasert. Anschließend wurden sie für eine Nacht in Polizeigewahrsam genommen.
« Zutiefst beunruhigend, in so vieler Hinsicht »
Die Unistudentin erzählt von den «traumatischsten Minuten meines Lebens». Die Polizisten Ivory Streeter und Mark Garder seien direkt auf sie zugekommen und hätten sie aufgefordert, aus dem Auto zu steigen. Als sich die jungen Menschen weigerten, seien die Cops gewaltsam geworden. «Als sie uns wegführten, drohte einer von ihnen, er würde uns erschießen», erzählt Pilgrim. «Das ist etwas, das gar nicht erst gesagt werden sollte.»
Die junge Afroamerikanerin ist immer noch sehr erschüttert. «Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll oder was ich tun soll. Ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken: wenn Kameras nicht da gewesen wären oder wenn die Situation ein bisschen eskaliert wäre.»
Taniyah Pilgrim und ihr Kollege Messiah Young hatten Glück: Die Aufnahmen der Bodycam der Polizisten wurden am Dienstag publik gemacht. Ivory Streeter und Mark Garder wurden kurz danach entlassen. Die demokratische Bürgermeistern von Atlanta, Keisha Lance Bottoms, zeigte sich empört, als sie das Video vom Polizeieinsatz zu sehen bekam. Sie beschrieb es als «zutiefst beunruhigend, in so vieler Hinsicht.»
Auch Taniyah Pilgrim sieht das so: «Es geht nicht nur um mich, es geht nicht nur um uns», sagt sie. «Dies ist eine ganze Generation, die sich wegen der Farbe ihrer Haut mit Brutalität, Ungerechtigkeit und Fehlverhalten auseinandersetzen muss.»
(L'essentiel/Karin Leuthold)