Kriminelle Aktivitäten?Der Fall Dylan Thiry schlägt hohe Wellen – nicht aber in Luxemburg
LUXEMBURG/PARIS – Der luxemburgische Influencer Dylan Thiry wird des Kinderhandels beschuldigt und muss Ermittlungen der französischen Justiz fürchten. Im Großherzogtum werden die Auswüchse des Influencertums auf Behördenebene noch kaum debattiert.
- von
- Jens Wübben

Dylan Thiry widmet sich auch humanitären Projekten, doch wie ernst es ihm damit ist, steht nun zur Debatte.
Zweifelhafte Produktplatzierungen, Betrug und sogar Kinderhandel: Nach der Veröffentlichung belastender Tonaufnahmen befindet sich der luxemburgische Influencer Dylan Thiry in Frankreich derzeit im Zentrum eines Mediensturms –dieser scheint auch auf die Justiz und Politik überzugreifen.
Seit mehreren Monaten führt Dylan einen regelrechten Social-Media-Krieg mit einem Rapper namens «Booba», der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Betrügereien der «Influvoleurs», wie er sie nennt, nachzuspüren. Doch was zunächst wie eine Abrechnung unter Entertainment-Profis schien, wird nun juristisch relevant.
Aufgrund der Schwere der Vorwürfe gegen den 28-Jährigen haben zwei französische Abgeordnete bei der Pariser Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet und im Nachbarland eine Debatte über die Regulierung der Aktivitäten von Influencern losgetreten, deren Geschäftsmodell sich dort bisher jeglicher Kontrolle entzieht.
Auch hierzulande genießt Thiry, der auf Instagram zwei Millionen Follower hat, besondere Aufmerksamkeit – neben einer Handvoll weiterer Influencerinnen und Influencer, die vor allem in der Modebranche aktiv sind. Ins Großherzogtum scheint sein Fall jedoch noch nicht übergeschwappt zu sein. «Bisher gab es in diesem Zusammenhang hier in Luxemburg keine Strafanzeige», erklärt die Staatsanwaltschaft und verweist auf die von den französischen Behörden durchgeführte Untersuchung.
In Luxemburg bleiben mögliche Fehlentwicklungen in der Influencer-Szene bislang offenbar noch im Dunkeln. Seitens der Parteien gibt es bisher keine parlamentarischen Anfragen zu diesem Thema und auch von einem Gesetzesentwurf zur Regulation ist keine Rede.
«Manche Influencer sind echte Kriminelle»
Auf Anfrage erklärt das Ministerium für Kinder, Bildung und Jugend, durch die Initiative Bee Secure des «Service national de la jeunesse» (SNJ) «Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene für die Phänomene und Risiken im Zusammenhang mit dem Internet und den neuen Medien sensibilisieren» zu wollen.
Vor kurzem hat Bee Secure eine Broschüre zu diesem Thema herausgegeben. Sie befasst sich u.a. mit dem Influencer-Geschäftsmodell, positiven Aspekten, aber auch mit den Risiken, die mit der Kommunikation in sozialen Netzwerken einhergehen. So wird darin gewarnt, dass die von Influencern entwickelten oder beworbenen Produkte «nicht unbedingt von guter Qualität» seien. Oft würden solche Produkte zu äußerst geringen Kosten hergestellt.
Einige Influencer seien «echte Kriminelle». Durch kostenlose Tipps werde das Vertrauensverhältnis zu den Abonnenten aufgebaut, die so schnell ihr Geld loswerden. Der SNJ ermahnt Internetnutzer, sich kritisch mit Influencer-Content auseinanderzusetzen und sich klarzumachen, dass ihr Newsfeed gelenkt und «das Ergebnis verschiedener Einflüsse» sei.