Private ArtDer Kirchberg als Freilichtmuseum
LUXEMBURG – Elf Unternehmen haben am Sonntag im Europaviertel ihre Pforten geöffnet und der Öffentlichkeit einen Einblick in ihre privaten Kunstschätze gegeben.

Rui spaziert vergnügt durch die Haupthalle der Bank BGL BNP Paribas: «Ein Jahr lang hab ich nur einen Katzensprung von hier entfernt gearbeitet. Aber dass sich hier solch ein Kunstschatz befindet, hätte ich nicht gedacht». Gemeinsam mit seiner Frau Isabel schlendert er an den etwa tausend Kunstwerken vorbei, die die Bank im Rahmen der 6. Ausgabe der «Private Art Kirchberg» für einen Tag der Allgemeinheit zugänglich gemacht hat.
Die Werke in der BGL BNP Paribas sind eine Hommage an den luxemburgischen Künstler François Gillen. Die Führungen werden in englischer und französischer Sprache angeboten. Die Neugierigen liegen auf der Lauer und sammeln sich um ein Denkmal des Franzosen Jean Dubuffet. Die Skulptur steht im riesigen Garten der Bank, den der bekannte Landschaftsarchitekt Jacques Wirtz entworfen hat. Die Sonne lässt die Szenerie in goldbraunem Licht erstrahlen. Die Hektik des Finanzplatzes scheint plötzlich ganz weit weg.
Fotos der in Afghanistan getöteten Anja Niedringhaus
«Ich bin aus Neugier hergekommen, aber nicht nur», erzählt Emanuela, eine Italienerin, die erst seit zwei Wochen im Großherzogtum weilt. «Ich bereite gerade in meiner Heimat eine Ausstellung für das Geldhaus BNL-BNP Paribas vor. Hier wollte ich mir ein bisschen Inspiration holen. In Italien ist es nicht üblich, dass große Institutionen ihre privaten Sammlungen der Öffentlichkeit zeigen. Das ist ein interessanter Ansatz.»
Szenenwechsel zu der Finanzinstitution Clearstream International, die nur ein paar Schritte entfernt liegt. Hier gibt es keine Skulpturen oder Gemälde zu sehen. Stattdessen wird hier der Fokus auf die Fotografie gelegt. Bereits im Erdgeschoss bei der Cafeteria warten 200 Ausstellungsstücke auf die Besucher. Die Besucher watscheln ihrem Guide hinterher, der die Gruppe durch die Etagen führt. Der Höhepunkt der Führung sind die Aufnahmen der deutschen Fotografin Anja Niedringhaus, die im vergangenen April während einer Reportage in Afghanistan getötet wurde.
Um Bilder dreht sich auch die Ausstellung in der Rechtsanwaltskanzlei Allen & Overy - im wahrsten Sinne des Wortes. Im Kellergeschoss sind nämlich auf einem eingerichteten Parkplatz Videoinstallationen zu sehen, die vom Museum für zeitgenössische Kunst überwacht werden. Normalerweise ist die Ausstellung nur Klienten und Mitarbeitern vorbehalten. Vier Videokunstwerke besitzt die Kanzlei, auch der Kauf eines fünften ist geplant, im Jahr 2015 soll die Sammlung dem Mudam gestiftet werden.
Pierre Théobald