Martin Ödegaard – Der «nächste Messi» ist tief gefallen

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Martin ÖdegaardDer «nächste Messi» ist tief gefallen

Bei Real Madrid ist Jungstar Martin Ödegaard (18) vorerst gescheitert. Nun nimmt er in der niederländischen Provinz einen neuen Anlauf.

Der SC Heerenveen ist nicht gerade der Verein, dessen Name das Herz des gemeinen Fußballliebhabers höherschlagen lässt. Nicht einmal in den Niederlanden ist der Club aus der Provinz Friesland eine große Nummer. Meistertitel: Fehlanzeige. Der Gewinn des holländischen Cups 2009 ist der bislang mit Abstand größte Vereinserfolg.

Bekannter ist Heerenveen als Eisschnellauf-Mekka. Und just dort will das einst hoch gelobte Wunderkind Martin Ödegaard nach der Ausleihe von Real Madrid (Vertrag bis 2021) nun seine schwer ins Stocken geratene Karriere neu lancieren und versuchen, nicht erneut aufs Glatteis zu geraten.

«Für meine Entwicklung ist das der beste Schritt»

«Sie wollen mich als Spieler weiterbringen, deshalb bin ich hier. Für meine Entwicklung ist das der beste Schritt», erklärte der Norweger am Dienstagmittag bei seiner Vorstellung. Heerenveen hat den 18-Jährigen bis Juni 2018 an sich gebunden.

Vor drei Jahren wurde Ödegaard von den Topclubs Europas gejagt. Auf dem Preisschild wurde er als der «nächste Lionel Messi» angepriesen. Das Rennen machte schließlich Real Madrid. 2015 wechselte das Ausnahmetalent von seinem Heimatclub Strömsgodset zu den Königlichen. Dort durfte es zwar täglich mit den Stars trainieren, kam jedoch bis auf zwei Ausnahmen nur beim Drittliga-Reserveteam zum Einsatz.

Bei Real chancenlos, in Norwegen zurück zur U21

«Ich hatte eine wirklich gute Zeit bei Real. Aber wie Sie wissen, ist es sehr schwierig, dort viel zu spielen. Es ist die beste Mannschaft der Welt», sagte Ödegaard. Verschiedentlich wurde bemängelt, dem Juwel würden noch die körperlichen Voraussetzungen fehlen, um sich im Erwachsenen-Fußball auf Topniveau durchsetzen zu können. Der heutige Bayern-Trainer Carlo Ancelotti, während dessen Amtszeit Ödegaard nach Madrid gewechselt war, bezeichnete den Transfer wenig moderat als «reine PR».

Denn nicht nur bei den Königlichen tat sich das Talent schwer. Ödegaard verlor auch seinen Platz im derzeit darbenden norwegischen Nationalteam, kam seit der verlorenen EM-Barrage gegen Ungarn im November 2015 nicht mehr zum Einsatz und wurde in die U21-Auswahl zurückgeschickt. Im August 2014 war der Mittelfeldspieler im Alter von 15 Jahren und 253 Tagen noch euphorisch als jüngster norwegischer Nationalspieler der Geschichte gefeiert worden.

«Das Wunderkind ist etwas für die Medien»

Zuletzt schien bei Ödegaard alles schiefzulaufen. Liegt es daran, dass er bereits hochgejubelt wurde, als er noch ein halbes Kind war? «Es gab viel zu viel Gerede um ihn. Das hat wohl etwas dazu beigetragen, dass es nicht wie erhofft lief», bemängelt die norwegische Trainerlegende Egil Olsen.

Ödegaard selber sagte bei seiner Vorstellung in Heerenveen, angesprochen auf seinen Status als Wunderkind: «Das ist etwas für die Medien. Ich sehe mich selbst als ganz normalen Jungen. Es macht mir nichts aus, wie andere mich nennen.»

Ein ganz normaler Junge, der Fußball spielt, kann Martin Ödegaard aufgrund seiner Vorgeschichte schon lange nicht mehr sein. Und ob er je ein ganz Großer wird, scheint ungewisser denn je.

(L'essentiel/mal)

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