Golf mit SportabzeichenDer neue VW Golf GTI ist ein Rebell
Mit fetten Auspuffrohren bläst der tiefergelegte Clubsport zur Attacke.

Er ist stark, er ist schnell und er ist erfolgreich – doch so groß das Spaßpotential des neuen Golf GTI auch sein mag, kann der ewige Streber Golf selbst mit Sportabzeichen nur schwer aus seiner Haut. Auch mit 245 PS bleibt er deshalb ein Biedermann, der weit entfernt ist von jenem Rebell, der vor 40 Jahren die Jugend verzückt hat und zum Traumwagen vieler geworden ist. Das haben sie mittlerweile offenbar auch in Wolfsburg begriffen und legen deshalb schnell noch einmal nach: Noch während die Auslieferung des achten GTI startet, ziehen sie deshalb das Tuch vom neuen Golf GTI Clubsport, der ein bisschen mehr über die Stränge schlägt.
Die böseste aller Golf-Varianten kommt mit einem zweiteiligen Heckflügel und einem Sportauspuff mit mehr Schall-, aber weniger Gegendruck, macht mit breiteren Schwellerleisten dicke Backen und bläst mit einem luftig durchbrochenen Kühler Konkurrenten vom Schlage eines Hyundai i30N oder eines Ford Focus ST förmlich von der Straße.
Vom Biedermann zum Ballermann
Vor allem aber gibt’s kräftig Nachschlag für den 2-Liter-Turbobenziner im Bug: Wo der im GTI auf 245 PS kommt, leistet der Clubsport jetzt 300 PS. Dabei lässt er sogar den letzten Golf R ziemlich zahm wirken – weil er die Kraft eben nicht auf alle Viere verteilt, sondern tapfer auf den Frontantrieb setzt. Das passt zwar selbst mit dem neuen Fahrdynamikmanager und dessen Kampf gegen das Untersteuern nicht so recht zur üblichen Vollkasko-Mentalität bei VW, sollte dem Fahrer aber genau jenen Nervenkitzel bieten, den er von einem Golf GTI erwartet.
«Das Auto hat einen ganz eigenen Charakter», lobt denn auch Werksrennfahrer Benjamin Leuchter und schwärmt von höheren Geschwindigkeiten am Kurveneingang sowie dem härteren Punsch, wenn es aus der Kurve wieder auf die Gerade geht. Das zahlt sich auch auf der Stoppuhr aus, selbst wenn der Sprintwert von knapp sechs Sekunden kaum besser ist als beim GTI. Aber mit einem eigenen Fahrprofil für den Nürburgring ausgestattet, hat der neue Clubsport dem aktuellen Standard-GTI auf der Nordschleife pro Runde die kleine Ewigkeit von 13 Sekunden abgenommen.
Noch stärker, schärfer und schneller und vor allem endlich ein bisschen wilder – der GTI wird als Clubsport vom Biedermann zum Ballermann und hat das Zeug zum Traumwagen für Heißblüter diesseits der Porsche-Fraktion. Wann genau und zu welchem Preis der Kompaktsportler in die Schweiz kommt, wird im November bekannt gegeben.
(L'essentiel/Dave Schneider)