Cybersicherheit: Der «Room 42» setzt Angestellte in Luxemburg unter Druck

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CybersicherheitDer «Room 42» setzt Angestellte in Luxemburg unter Druck

LUXEMBURG – «Room 42», ein Simulator für Cyberattacken, ist ausgestattet wie ein klassisches Büro. Damit arbeiten können alle Angestellten, die sich auf den Ernstfall vorbereiten wollen.

von
Nicolas Chauty
Der etwas beengte Raum stellt verschiedene Arbeitsbereiche einer Firma dar.

Der etwas beengte Raum stellt verschiedene Arbeitsbereiche einer Firma dar.

Nicolas Chauty

Was, wenn eines Tages die eigene Firma das Ziel einer Cyberattacke ist? Wenn PC und Informationssystem lahmgelegt sind? Bisher gibt es recht wenige, die diese Fragen beantworten können. Herausfinden lässt sich das durch direkte Konfrontation. Möglich ist das im «Room 42», der sich im neuen Luxembourg House of Cybersecurity, in der Rue Adolphe Fischer 122 in Luxemburg-Stadt befindet. «Es ist ein Simulator, ein Raum, in den man ein Krisenmanagement-Team schickt. Dieses erlebt dort anderthalb Stunden lang eine Cyber-Krise», erklärt Bertrand Lathoud, der Verantwortliche des Cybersecurity Competence Center (NC3).

Der etwas beengte Raum stellt verschiedene Arbeitsbereiche eines Unternehmens dar, es gibt Schreibtische mit Computern und Festnetztelefonen. Es gibt keine Fenster, Lichteffekte sowie Hintergrundgeräusche und bewusst unbequemes Mobiliar lassen den Ort jedoch schnell erdrückend wirken. «Wir haben verschiedene Codes aus dem Militär übernommen, wir schicken die Leute ins Feld und setzen sie großem Druck aus, damit sie erkennen, dass sie unter Stress nicht die gleiche Leistung erbringen und als Team agieren müssen», so Bertrand Lathoud.

Beobachtung in Echtzeit

Bis zu acht Personen können gleichzeitig in den Raum. Alles fängt ganz normal an, und plötzlich wird der Arbeitsplatz das Ziel einer Cyberattacke. «Es gibt Ransomware, die Webseite kann angegriffen werden. Wir haben mehrere verdichtete Szenarien, wie sie im wahren Leben auftreten können», fügt Bertrand Lathoud hinzu. Gleichzeitig soll die Gestaltung des Raumes bewusst zur Verunsicherung beitragen, um zu messen, wie die Teilnehmer die Dinge überblicken und Entscheidungen treffen. Sie werden durch Kameras beobachtet. Ein Ausbilder im Nachbarraum nutzt die Bilder, um anschließend der Gruppe ein Feedback zu geben und Verbesserungspotential aufzuzeigen.

«Es ist schon vorgekommen, dass ein Teilnehmer unter Druck die Nerven verloren hat», sagt Bertrand Lathoud. An dem Experiment, das insgesamt einen halben Tag dauert, können alle Firmen des Landes teilnehmen. Die Kosten liegen bei 500 Euro pro Teilnehmer. Kleine Firmen in der Immobilienbranche mit weniger als zehn Angestellten, wie auch internationale Firmen der Finanzbranche oder Flughäfen und sogar die Europäische Kommission haben den Simulator bereits ausprobiert, um ihre Handlungsfähigkeit in der Cybersicherheit auszubauen.

Das Konzept des «Room 42» wurde in Luxemburg entwickelt und beginnt, sich einen Namen zu machen: «Eine französische Firma hat einen Vertrag mit uns unterschrieben und einen solchen Raum im Aerospace Valley (Südwest-Frankreich) eingerichtet. Es laufen zudem Gespräche mit anderen europäischen Ländern, die Interesse haben».

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