Studie zur Gerechtigkeit – Der Zusammenhalt in Luxemburg bröckelt

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Studie zur GerechtigkeitDer Zusammenhalt in Luxemburg bröckelt

LUXEMBURG - Die wirtschaftliche Lage in Europa erholt sich, die junge Generation aber profitiert davon noch nicht. Auch in Luxemburg wird die Kluft zwischen Alt und Jung größer.

Luxemburg zeigt eine positive Entwicklung bei der sozialen Gerechtigkeit, schlussfolgert die Studie. Doch es gibt auch Probleme.

Luxemburg zeigt eine positive Entwicklung bei der sozialen Gerechtigkeit, schlussfolgert die Studie. Doch es gibt auch Probleme.

26 Millionen Kinder und Jugendliche sind nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung in der Europäischen Union von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Damit sind die Jüngeren die größten Verlierer der Wirtschafts- und Schuldenkrise der vergangenen Jahre in der EU. Betroffen sind fast 30 Prozent aller unter 18-Jährigen. Weit über 5 Millionen der Jungen haben sogar nur geringe Zukunftsperspektiven, da sie weder Ausbildungsplatz noch Arbeit finden. Die Studie zur sozialen Gerechtigkeit (Social Justice Index), die am Dienstag vorgestellt wurde, beleuchtet zum zweiten Mal nach 2014 die Entwicklung in allen 28 EU-Staaten anhand von 35 Kriterien.

Luxemburg belegt den achten Platz in dem Ranking und vollführt einen großen Spagat. Das Gesundheitswesen sei nirgends in der EU besser aufgestellt als im Großherzogtum, heißt es in der Studie. In Bezug auf den sozialen Zusammenhalt und die Diskriminierung liegt Luxemburg auf dem guten fünften Platz, auch wenn in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter noch Arbeit zu tun ist. So sitzen beispielsweise in der Chamber nur 28,3 Prozent weibliche Abgeordnete, während es zum Beispiel in Schweden 45,5 Prozent sind.

Viele Junge von Armut bedroht

Was die Verhinderung von Armut betrifft, ist das Großherzogtum auf Platz acht: Nur 6,6 Prozent der Einwohner leben ohne einen regelmäßigen Arbeitslohn. Trotz allem sind 26 Prozent der unter 18-Jährigen von Armut bedroht (Schweden: 15,5 Prozent, Deutschland: 19,4 Prozent, Frankreich: 21,3 Prozent, Frankreich: 23,2 Prozent).

Aufholbedarf gibt es auch in den Bereichen Bildung, Zugang zum Arbeitsmarkt und Generationengerechtigkeit. Bei der Bildung liegt Luxemburg nur auf Platz 14. Laut der Studie werde der schulische Erfolg hierzulande weiterhin stark von sozialökonomischen Umständen in den Familien der Kinder bestimmt. Zudem ist die Tür zum Arbeitsmarkt für viele Menschen verschlossen, vor allem jüngere und ältere Arbeitnehmer sind davon betroffen. 22,6 Prozent der Unter-30-Jährigen sind ohne Beschäftigung und nur 42,5 Prozent der Menschen zwischen 55 und 64 Jahren sind noch im Arbeitsprozess integriert. Reformen mahnt die Stiftung auch bei der Forschung (nur Platz 17) ein und bei den Treibhausgasemissionen (21,7 Tonnen pro Kopf im Jahr 2012) und Erneuerbaren Energien ein. Bei letzterer liegt Luxemburg nur auf dem letzten Platz.

Schweden ist Spitzenreiter

Nachbar Deutschland belegt wie bereits bei der ersten Studie trotz großer volkswirtschaftlicher Kraft nur den siebten Platz, konnte seinen Index-Wert seit 2008 - damals war die Erhebung noch nicht so umfassend wie heute - aber von 6,16 auf 6,52 verbessern. Der EU-Schnitt liegt bei 5,63. Spitzenreiter bleibt Schweden (7,23), Griechenland fällt mit 3,61 weiter zurück. Neben einer wachsenden Kluft zwischen Alt und Jung gibt es in der EU damit auch weiterhin ein deutliches Nord-Süd-Gefälle.

Für Deutschland spricht die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit (7,7 Prozent) im EU-Vergleich und hinter Schweden der zweithöchsten Beschäftigungsquote von 73,8 Prozent. Die Forscher bemängeln allerdings mit 40 Prozent einen zu großen Anteil von atypischen Beschäftigten in Deutschland. Diese Menschen sind trotz Vollzeitjob von Armut bedroht - wegen befristeten Verträgen und niedrigen Lohns.

Link:
Bertelsmann-Stiftung

(L'essentiel/dpa/MC)

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