Immobilienmaklerin erklärt: Deshalb führen die fallenden Immobilienpreise zur Mieten-Explosion

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Immobilienmaklerin erklärtDeshalb führen die fallenden Immobilienpreise zur Mieten-Explosion

LUXEMBURG – Dass die Kaufpreise für Häuser und Wohnung im Großherzogtum aktuell günstiger ausfallen, ist für Experten keine große Überraschung. Maklerin Tracy Macri erzählt L'essentiel, welche Dynamiken den Immobilienmarkt derzeit so ins Schwanken bringen.

Jérôme Wiss
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Jérôme Wiss
Weniger Immobilen-Verkäufe, bedeuten explodierende Mietpreise.

Weniger Immobilen-Verkäufe, bedeuten explodierende Mietpreise.

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Am vergangenen Donnerstag berichtet das Portal atHome.lu, dass die Immobilienpreise im ganzen Land – sowohl für Häuser als auch für Wohnungen – zurückgegangen sind. Fachleute sind wenig überrascht über diese Nachricht: «Wir haben schon seit Ende vergangenen Jahres damit gerechnet», erklärt Tracy Macri von LD Home in Hollerich. «Der Preisrückgang betrifft alle Arten von Immobilien», bestätigt sie auf Anfrage von L'essentiel und verweist auf die jüngsten Entwicklungen im Bank- und Zinswesen.

«Es liegt weniger an den finanziellen Mitteln der Menschen als an explodierenden Zinssätzen, die viele in eine schwierige Situation geraten lassen haben», so die Expertin weiter. Vor allem seien die variablen Zinssätze Schuld. «Wenn Ihre Monatsraten von 1300 auf 3000 Euro steigen, ist das einfach schwer zu bewältigen.» Weil sie ihre Raten nicht mehr bezahlen konnten, hätten sich viele Immobilienbesitzer dazu entschieden, wieder zu verkaufen. «Es gab also einen Verkaufsboom.» Auch die Zahl der aufgenommenen Hypotheken schoss in die Höhe, während die Banken sich zunehmend zierten Kredite zu vergeben, da das Risiko von Zahlungsausfall deutlich größer geworden sei.

«1300 Euro für ein 13 Quadratmeter großes Zimmer – das ist doch Wahnsinn!»

Zwischen Menschen, die verzweifelt versuchen ihre Häuser an den Mann zu bringen – meist zu einem günstigeren Preis – und denen, die sich wegen Ungewissheiten im Finanzsektor nicht mehr trauen würden zu investieren, wird deutlich: Der Markt ist sichtlich gezeichnet von den Unsicherheiten. Abgesehen von den Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme «fehlt es den Käufern an Übersichtlichkeit. Die Zinsen könnten noch weiter steigen und viele warten mit Investitionen, bis sich die Lage beruhigt hat», so Tracy Macri, die eine Verbesserung der Situation bis 2024 für unwahrscheinlich hält. «Die einzigen, die gute Geschäfte machen, sind die Investoren, die finanziell bereits vollkommen abgesichert waren.»

Eine weitere Folge der Krise sind die explodierenden Mietpreise. Weniger Kaufinteressierte würden schließlich auch mehr Mietwillige bedeuten, was die Preise auf dem Markt naturgemäß in die Höhe treiben lässt. «Zwar gibt es eine Obergrenze, da man Mieten nicht mehr als 5 Prozent des investierten Betrags erhöhen darf, das birgt allerdings größeren Spielraum, als man zunächst vermuten würde», heißt es von der Immobilienmaklerin.

Wie sieht Deine Wohnsituation in Luxemburg aus?

Die Nachfrage bestimmt bekanntlich das Angebot und da es derzeit eine steigende Anzahl an Interessenten für einzelne Zimmer und kleine Appartements gibt, ließen sich in dem Segment immer häufiger absurde Preisvorstellungen beobachten «Wir haben keine Lust – und es gibt mehrere in der Immobilienbranche, die so denken –, in diese Praxis einzusteigen. Es gibt viele junge Leute, Praktikanten, die nach Luxemburg kommen, um zu arbeiten oder sich ausbilden zu lassen. 1300 Euro für ein 13 Quadratmeter großes Zimmer – das ist doch Wahnsinn», beklagt die Maklerin.

Ihrer Meinung nach treiben Unternehmen, die ihren Angestellten die Miete ganz oder teilweise zahlen, die Preise weiter in die Höhe und sorgen dafür, dass andere Interessenten enorm benachteiligt sind. Sie fordert abschließend eine bessere Regulierung und ein Umdenken im Immobiliensektor.

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