In AfghanistanDeutsche AP-Fotografin von Polizei erschossen
Die deutsche Kriegsfotografin Anja Niedringhaus ist in Ostafghanistan von einem Polizisten erschossen worden. Ihre kanadische Kollegin soll schwer verletzt worden sein.

Die deutsche Kriegsfotografin Anja Niedringhaus ist nach Polizeiangaben in Ostafghanistan von einem Polizisten erschossen worden.
Einen Tag vor der Parlamentswahl in Afghanistan ist die deutsche Kriegsfotografin Anja Niedringhaus im Osten des Landes von einem Polizisten erschossen worden. Die kanadische Journalistin Kathy Gannon wurde beim Vorfall schwer verletzt, wie eine Polizeisprecher in der Provinz Chost sagte.
Niedringhaus sei sofort tot gewesen. Demnach ereignete sich die Attacke innerhalb eines Polizeistützpunkts. Beide arbeiteten für die Nachrichtenagentur AP und hatten jahrelange Erfahrung in der Region. Aus der New Yorker AP-Zentrale gab es zunächst keine Bestätigung.
Seit 2002 bei AP
Niedringhaus arbeitete seit 2002 für die AP. 2005 gewann sie gemeinsam mit einem Team von AP-Fotografen den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung im Irak. In einem Interview mit «The European» sprach Niedringhaus über ihre Arbeit als Kriegsfotografin. Sie sagte: «Ich habe früher gedacht, man würde durch die Fotos den Krieg sofort stoppen können. Ich hatte dem Journalismus eine viel größere Macht zugetraut. Da bin ich ein bisschen skeptischer geworden. Aber nicht desillusioniert. Ich kann immer morgen abhauen. Die Menschen da können aber nicht gehen. Deshalb empfinde ich das als eine Aufgabe.»
Sie war sich des hohen Risikos in ihrem Beruf sehr bewusst und verließ sich sehr auf ihre Kamera, möglicherweise zu sehr: «Wenn es eine ganz gefährliche Situation ist, dann bin ich froh, dass ich die Kamera dabeihabe, weil ich mich dann konzentrieren kann. Sie ist auch ein bisschen ein Schutzschild. Es wäre schrecklich, wenn ich nur etwas zum Schreiben dabeihätte. Man muss aber versuchen, die Würde der Menschen nicht zu verletzen. Man kann eine Beziehung durch Blicke aufbauen, in einem Bruchteil von Sekunden. Ich will aber nicht, dass die Menschen den Eindruck haben, ich würde sie abschiessen. Ich finde das Wort sowieso ganz schrecklich.»
Präsidentschaftswahl am Samstag
In Afghanistan findet am Samstag die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt. Im Vorfeld der Abstimmung verstärkten die radikalislamischen Taliban ihre Angriffe. Sie drohten damit, die Wahl zu boykottieren und gewaltsam zu stören.
Die Lage ist extrem angespannt. Bereits im vergangenen Monat war ein schwedischer Reporter in Kabul auf offener Straße erschossen worden.
(L'essentiel/sda)