Strafzahlung – Deutsche Bank im massiven Abwärtsstrudel

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StrafzahlungDeutsche Bank im massiven Abwärtsstrudel

Die Verunsicherung über die Stabilität der Deutschen Bank sitzt tief - trotz aller Bemühungen, wieder Ruhe einkehren zu lassen. Die Finanzmärkte sind hochnervös.

Die Deutsche Bank hat schon bessere Zeiten erlebt.

Die Deutsche Bank hat schon bessere Zeiten erlebt.

DPA

Die Lage für die Deutsche Bank spitzt sich zu. Offenbar verschreckt die Diskussion um die Kapitalausstattung der Bank mittlerweile erste wichtige Kunden. Börsianer reagierten mit massiven Verkäufen: Am Freitag sackte der Aktienkurs zeitweise um neun Prozent ab und lag damit erstmals unter die Marke von zehn Euro. Am Nachmittag entspannte sich die Situation dann schlagartig: Der Kurs schoss bis zum Handelsschluss um 6,39 Prozent auf 11,57 Euro in die Höhe.

Hintergrund waren Marktgerüchte, das Institut stehe vor einer Einigung mit der US-Justiz auf eine Strafzahlung in Höhe von 5,4 Milliarden US-Dollar für umstrittene Hypothekengeschäfte. Zuvor hatten Berichte, einige Hedgefonds in den USA hätten Geschäfte mit der Bank zurückgefahren und Geldbestände aus dem Handelsbereich des Instituts abgezogen, die Aktie auf Talfahrt geschickt. Deutsche-Bank-Manager Barry Bausano hatte von normalen Schwankungen gesprochen. Es habe in dieser Woche sowohl Zu- als auch Abflüsse gegeben.

Bank setzt auf Vertrauen

Deutsche-Bank-Chef John Cryan machte Spekulanten für den Absturz verantwortlich, die das Vertrauen in das Institut schwächen wollten. «Unsere Aufgabe ist es nun dafür zu sorgen, dass diese verzerrte Außenwahrnehmung unser Tagesgeschäft nicht stärker beeinflusst», schrieb der Manager am Freitag in einem Brief an die Mitarbeiter. Vertrauen stehe im Bankgeschäft am Anfang von allem. Cryan verwies darauf, dass der Konzern insgesamt mehr als 20 Millionen Kunden habe.

Über den Handelsbereich hinaus soll es bislang keine negativen Folgen für die Geschäfte der Bank geben, zitierte die «Financial Times» einen Insider. Das gelte etwa für das wichtige Transaktionsgeschäft der Bank, bei dem sie für Großkunden weltweit deren Geldverkehr managt. Auch die Unternehmensfinanzierungsbereiche seien nicht betroffen.

Reduzierte Risiken

«Wir sind und bleiben eine starke Deutsche Bank», schrieb Cryan. Das Institut erfülle alle aktuellen Eigenkapitalanforderungen und sei beim Umbau im Plan. Die Risiken seien in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden. «Zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Deutsche Bank, was ihre Bilanz angeht, so sicher wie heute.» Zudem verfüge die Bank über Liquiditätsreserven von über 215 Milliarden Euro. Das sei ein «komfortabler Puffer».

Unterstützung erhielt die Bank von Analysten. «Wir glauben, dass die Liquiditätssituation der Bank stabil ist», schrieb Experte Jernej Omahen von Goldman Sachs in einer Einschätzung. Er betonte zugleich, die Bank brauche nun dringend gute Nachrichten. Auch Analyst Jon Peace von der Schweizer Großbank Credit Suisse hält die jüngste Entwicklung an den Börsen für übertrieben.

Sorge an den Finanzmärkten

Auslöser für die große Nervosität der vergangenen Tage ist die Drohung der US-Justiz, der Bank für Vergehen mit Hypothekenpapieren eine Strafe von 14 Milliarden US-Dollar aufzubrummen. Die Deutsche Bank betont zwar, dass die Zahlung am Ende deutlich niedriger ausfallen werde. Dennoch herrschen an den Finanzmärkten derzeit Sorgen vor, dass das Institut das Geld nicht aus eigener Kraft aufbringen kann. In dieser Woche wurde deshalb bereits darüber spekuliert, dass die Bundesregierung an Notfallplänen für die Bank arbeite, was offiziell aber dementiert wurde.

Welche Unruhe mittlerweile herrscht, zeigten die Reaktion rund um den Globus: Von New York bis Tokio fielen die Kurse, wobei Finanzkonzerne besonders litten. Die Deutsche Bank ist eng verflochten in der Branche. So verloren die Aktien großer US-Banken wie Goldman Sachs, JPMorgan oder Citigroup bis zu 3 Prozent an Wert. Die Papiere der Commerzbank, die gerade selbst im Umbau steckt, fielen um sechs Prozent.

(L'essentiel/dpa)

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