Sommermärchen ausgeträumtDeutschland fliegt im Viertelfinale raus
Kein Sommermärchen für die deutsche Nationalmannschaft. Im Viertelfinal unterlagen die favorisieren Gastgeber in der Verlängerung gegen Japan mit 0:1.

Die DFB-Auswahl der Frauen ist bei der Heim-WM gescheitert. In Wolfsburg erlitt Deutschland eine bittere 0:1-Niederlage n.V. gegen Japan. Frankreich hingegen steht nach einem 4:3 im Penaltyschießen gegen England erstmals in der Runde der letzten vier.
Nach 121 Viertelfinal-Minuten sank die Atmosphäre in Wolfsburg schlagartig auf den Nullpunkt. Der Titelhalter hatte soeben erstmals seit 1999 eine WM-Partie verloren und sich unschön verabschiedet. Jene Equipe, welche die Frauen-Fußballszene während den letzten acht Jahren beherrscht hatte, stand rat- und resultatlos auf dem Rasen. Ein weinendes Team, aber kein Traum mehr. Game over, Deutschlands märchenhafte Inszenierung wurde jäh gestoppt!
Deutschland und Japan hatten sich regelrecht zermürbt - mit bitterem Ende für die Favoritinnen. In der 108. Minute markierte Maruyama nach einem Konter aus spitzem Winkel das 1:0. Das Gegentor war für die Einheimischen trotz einer beeindruckenden Schlussoffensive nicht mehr zu korrigieren.
Für den zweifachen Weltmeister, mit dem hohen Anspruch angetreten, den Titel-Hattrick zu schaffen, und die Organisatoren kam das Out der großen Zugnummer im falschen Moment. Trotz einer beispiellosen Werbe-Kampagne und einem TV-Zuschauerinteresse in doppelter Millionenhöhe scheiterte Silvia Neids Team frühzeitig. «Nadeshiko» Japan hingegen zelebrierte nach drei missratenen WM-Turnieren (dreimaliges Aus in der Vorrunde) den größten Triumph seit der Gründung der Frauen-Auswahl.
Der WM-Gastgeber hatte schon früh einen ersten Tiefpunkt zu verkraften. Kim Kulig erlitt ohne Einwirkung einer Gegnerin eine womöglich schwere Knieverletzung und musste sich bereits in der 14. Minute auswechseln lassen. Der Ausfall hinterließ zunächst keine Spuren. Die DHB-Equipe bestürmte die Asiatinnen während der ersten Hälfte ohne Pause - aber auch ergebnislos. Das wog zu schwer; wohl auch für Birgit Prinz, die dreifache Weltfußballerin des Jahres, die abermals nur tatenlos zusehen musste.
Kein White-Festspiel
Englands französischer Albtraum endete auch in Leverkusen nicht. In der 88. Minute verspielte die Auswahl der Trainerin Hope Powell den 1:0-Vorteil - die Pariserin Elise Bussaglia hob den Ball gekonnt ins Lattenkreuz. Die nächste Möglichkeit, die 37-jährige Serie ohne Sieg zu durchbrechen, vergab Ellen White in der Nachspielzeit.
Und auch die erfolgreiche Parade von Keeperin Bardsley zum Auftakt des Penaltyschießens genügte nicht: Die Französinnen verwerteten die restlichen vier Versuche souverän, derweil Captain Faye White den Ball im entscheidenden Moment an die Oberkannte der Latte setzte - die Partie wird definitiv nicht als White-Festspiel in die Sportgeschichte eingehen.
«Les Bleues» hingegen bejubelten den wichtigsten Erfolg ihrer Laufbahn. Sie sind auf WM-Niveau erstmals in die Runde der letzten vier vorgestoßen, wo sie am kommenden Mittwoch auf den Sieger des Duells Brasilien - Olympiasieger USA treffen werden.
Unter der Leitung von Bruno Bini hat die Equipe taktisch und physisch frappante Fortschritte erreicht. Bini besitzt keine große Vergangenheit als Spieler, befasst sich aber seit fast 20 Jahren auf sämtlichen Stufen intensiv mit der Entwicklung im Frauen-Fußball.
Geringe Unterschiede
Die Unterschiede auf WM-Level sind mittlerweile gering. Gleich in den ersten beiden Viertelfinals kamen die Zuschauer in den Genuss einer Verlängerung. In beiden Duellen stießen die Akteurinnen ans körperliche Limit - der Spannungsgehalt war im ersten Spiel (Frankreich - England) jedenfalls höher als das sportliche Niveau.
L'essentiel Online/si
Die nächsten Spiele
Am Sonntag weitere Viertelfinalspiele:
Schweden - Australien (13 Uhr, Augsburg)
Brasilien - USA (17.30 Uhr, Dresden)
Montag und Dienstag sind spielfrei.