EM 2016Deutschland im Achtelfinale – Polen Gruppenzweiter
Deutschland hat das Achtelfinale der Fußball-EM erreicht. Die setzte sich mit einem 1:0 gegen Nordirland durch. Im zweiten Spiel qualifizierte sich Polen für die K.o.-Runde.

Mario Gomez kommt nicht an den Ball. Wie (fast) immer.
Trotz fahrlässiger Chancenverwertung hat Fußball-Weltmeister Deutschland sein erstes Zwischenziel bei der Europameisterschaft erreicht. Durch das erste Pflichtspieltor von Mario Gomez seit 2012 kam die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw zu einem viel zu niedrigen 1:0 (1:0) gegen Nordirland in Paris. Trotzdem zog Deutschland als Gruppensieger ins Achtelfinale ein und trifft nun am Sonntag (18.00 Uhr) in Lille auf die Slowakei oder Albanien. Immerhin zeigte die DFB-Auswahl eine deutlich spielerische Leistungssteigerung im Vergleich zu den holprigen Auftritten gegen die Ukraine (2:0) und Polen (0:0). Allerdings vergab die DFB-Offensive auch elf Großchancen.
Gomez schoss bereits in der 29. Minute vor 44.125 Zuschauern im Prinzenpark den 25. Sieg einer deutschen Mannschaft in der EM-Geschichte heraus. Doch weniger das Ergebnis als vielmehr die Spielweise dürften Löw zufrieden stimmen. Mehr Bewegung, mehr Durchschlagskraft und deutlich mehr Abschlüsse brachte die zuletzt kritisierte deutsche Mannschaft zustande. Einzig die Chancenverwertung blieb das große Manko, allein im ersten Durchgang vergaben Thomas Müller und Co. noch acht weitere hochkarätige Torchancen und hätten das Fernduell mit Polen schon nach 45 Minuten für sich entscheiden können.
Gomez schießt ein Tor – und vergibt viele Chancen
Torschütze Gomez und EM-Debütant Joshua Kimmich, die Löw neu ins Team gebracht hatte, gehörten zu den großen Gewinnern. Mit Gomez erhielt das deutsche Angriffsspiel deutlich mehr Torgefahr, verdienter Lohn war sein Tor. Letztmals hatte Gomez beim 2:1 gegen die Niederlande während der EM 2012 in einem Pflichtspiel getroffen. Dennoch: Nicht nur einmal stand der Türkei-Legionär allein vor dem gegnerischen Kasten – und knipste nicht. Einen starken Eindruck hinterließ jedoch Kimmich, der den defensiveren Benedikt Höwedes als rechten Außenverteidiger ersetzte. Er leitete einige Angriffe ein.
Löw war auf der Bank sichtlich zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft. Extrem offensiv war das DFB-Team ausgerichtet. Die Außenverteidiger Kimmich und Jonas Hector agierten fast schon als Flügelspieler. Einzig Mario Götze fiel in einer starken deutschen Mannschaft ab. Das Sorgenkind vom FC Bayern wirkte pomadig, leistete sich viele Ballverluste und vergab auch drei gute Torchancen (12., 52. und 53.). Der WM-Held von Rio hatte schon in den ersten beiden Spielen als sogenannte falsche Neun nicht überzeugt, diesmal kam er auf dem linken Flügel zum Einsatz. Folgerichtig musste der Ausnahmetechniker nach 55 Minuten vom Platz, dafür kam der Wolfsburger André Schürrle ins Spiel.
Polen erstmals in der K.o.-Runde
Halbzeit-Joker Jakub Błaszczykowski hat Polen in einem Fußball-Langweiler den erstmaligen Sprung in die K.o.-Runde einer EM gesichert und ein Achtelfinalduell mit der Schweiz beschert. Gerade mal acht Minuten nach seiner Pausen-Einwechslung schoss der langjährige Dortmunder die ungeschlagene Mannschaft um Kapitän Robert Lewandowski in der deutschen Gruppe C gegen die bereits ausgeschiedene Ukraine zu einem schmeichelhaften 1:0 (0:0). Der knappe Erfolg vor 58.874 Zuschauern im Stade Vélodrome von Marseille reichte für die Polen aber nicht zum erhofften Gruppensieg, den sich die punktgleiche DFB-Auswahl sicherte. Im ersten Achtelfinale des Turniers an diesem Samstag gegen die Eidgenossen müssen sich Lewandowski & Co. erheblich steigern, wollen sie ihre EM-Reise verlängern.
Beflügelt vom 0:0 gegen Deutschland startete das Team von Trainer Adam Nawalka furios in die Partie und hätte sich schon in den ersten fünf Minuten ein beruhigendes Polster verschaffen können. Erst scheiterte Arkadiusz Milik (3.) völlig frei an Andrej Pjatow im ukrainischen Tor, dann zielte der weiter torlose Lewandowski (4.) aus zehn Metern zu hoch. In diesem Takt ging es jedoch nicht weiter. Im Gegenteil: Bis zur Pause tauchten die Polen gar nicht mehr gefährlich im gegnerischen Strafraum auf. Bayern-Stürmer Lewandowski rackerte zwar unermüdlich, hatte gegen seine Bewacher Ewgen Chatscheridi und Alexander Kutscher aber einen schweren Stand. Das schnelle Spiel über die Außen, sonst eine Stärke der Nawalka-Truppe, fand überhaupt nicht statt.
Erst nach dem Wechsel Chancen für Polen
Nach knapp zehn Minuten tauchte Jarmolenko das erste Mal vor dem polnischen Tor auf, sein Schuss wurde aber von Michal Pazdan abgeblockt. In der 17. Minute lief der 26-Jährige allein auf Polens Keeper Lukasz Fabianski zu, schob den Ball aber neben den Pfosten. Kurz zuvor hatte der norwegische Schiedsrichter Svein Oddvar Moen den Ukrainern einen Elfmeter verweigert, als seine Pfeife nach einem Strafraum-Foul an Jarmolenko stumm blieb.
Nach dem Wechsel taten die Polen etwas mehr für das Spiel und wurden dafür schnell belohnt. Błaszczykowski schloss eine feine Einzelleistung mit einem Linksschuss ins obere Eck gekonnt ab. Zwei Minuten danach hätte Bartosz Kapustka erhöhen können, doch er traf nur das Außennetz. Der Mittelfeldspieler kassierte später seine zweite Gelbe Karte im Turnier und fehlt gegen die Schweiz. Auch Milik (74.) versäumte mit einem Kopfball den zweiten Treffer.
(L'essentiel/dpa)
EM 2016, Gruppe C
Dienstag, 21.06.2016:
Ukraine - Polen 0:1 (0:0)
Nordirland - Deutschland 0:1 (0:1)
Tabelle:
1. Deutschland 3 2 1 0 3 3:0 7
2. Polen 3 2 1 0 2 2:0 7
3. Nordirland 3 1 0 2 0 2:2 3
4. Ukraine 3 0 0 3 -5 0:5 0