Einsteins «Gottesbrief» – «Die Bibel - alles primitive Legenden»

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Einsteins «Gottesbrief»«Die Bibel - alles primitive Legenden»

Dieser Brief soll Millionen einbringen: Ein 1954 von Albert Einstein verfasstes Schriftstück wird in den USA versteigert. Darin beschreibt er die Bibel als Sammlung primitiver Legenden.

Fast 7000 Dollar pro Wort: Ein aufsehenerregender Brief Albert Einsteins mit Gedanken zu Religion und Judentum soll jetzt in den USA versteigert werden - für mindestens drei Millionen Dollar. Dies ist das Startgebot einer Auktion, die noch am Montag bei ebay beginnen sollte.

Die Internetauktion ist auf zehn Tage angesetzt. Einstein hatte den sogenannten Gottesbrief im Januar 1954, gut ein Jahr vor seinem Tode, auf Deutsch geschrieben.

«Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger aber doch reichlich primitiver Legenden», schreibt Einstein im Brief an den Philosophen Erich Gutkind, der Einstein sein Buch «Entscheide Dich für das Leben» geschickt hatte. «Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens.»

«Ich kann nichts 'Auserwähltes' an mir wahrnehmen»

Einstein entstammt einer jüdischen Familie, hatte sich aber als Jugendlicher von der Religion losgesagt. Fast 60 Jahre später schrieb er: «Und das jüdische Volk, zu dem ich gerne gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Originalität als alle anderen Völker.

Soweit meine Erfahrung reicht ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppen, wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Somit kann ich nichts 'Auserwähltes' an ihm wahrnehmen.» Dass Gutkind als Mensch und als Jude eine privilegierte Stellung beanspruche, sei «schmerzlich».

435 Wörter

Der kurze Brief, er umfasst 435 Wörter, war erst vor vier Jahren bekanntgeworden und hatte die Sicht auf Einstein erheblich verändert. Widersprüchliche Äußerungen des Physikers zu Gott und Religion hatten immer wieder zu Fragen geführt, doch der Brief von 1954 machte vieles klarer.

Er wird nun von einem anonymen Sammler angeboten. Zuletzt waren vor sechs Jahren ein Manuskript und ein Brief des jugendlichen Einstein versteigert worden, für zusammen 512 000 Euro. Der 1879 im deutschen Ulm geborene Nobelpreisträger war 1955 in Princeton, gut eine Autostunde südwestlich von New York, gestorben.

Seine bahnbrechende Spezielle Relativitätstheorie hatte Einstein 1905 verfasst. Damals lebte Einstein in Bern und arbeitete als technischer Experte dritter Klasse im Berner Patentamt.

(L'essentiel Online/sda)

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