Interne Kritik«Die CSV liegt im Dornröschenschlaf»
LUXEMBURG – Während DP, Déi Gréng und LSAP über eine Koalition verhandeln, übt sich die CSV-Spitze in Schweigen. Der Nachwuchs der Christsozialen spart nicht mit Kritik.

Wohin mit Juncker? Der CSV-Nachwuchs meint, der scheidende Premierminister könne nicht länger der starke Mann in der Partei sein.
Nach 34 Jahren an der Regierung bereitet sich die CSV auf die Oppositionsarbeit vor. Während sich die Parteileitung darüber in Schweigen hüllt, werden aus den Reihen des Nachwuchses kritische Stimmen laut. «Wie eine Erlösung» fühlt es sich für die CSJ-Politikerin Julie Wieclawski an, dass die CSV nach all den Affären voraussichtlich nicht länger an der Regierung bleibt. «Die CSV liegt seit Jahren im Dornröschenschlaf», erklärte die Jurastudentin im Rahmen einer Diskussionsrunde der Zeitschrift «Forum» über die Zukunft der Partei am Montagabend im Exit07 in Hollerich. Nun sei es an der Zeit, die Partei aufzuwecken und sich zu erneuern.
Dabei müssten auch die Parteimitglieder mit eingebunden werden, ergänzte der CSJ-Vorsitzende und Abgeordnete Serge Wilmes. «Die CSV hat 10‘000 Mitglieder und sie kann stolz darauf sein. Aber warum werden sie bei Entscheidungen nicht gefragt?» Im Gegenteil litt die CSV in den vergangenen Jahren unter einer «Diktatur von oben», so die Kritik der CSJ-Mitglieder. Nun habe die Partei die Chance, mehr auf Partizipation zu setzen.
Was wird aus Juncker?
Die neue Gemengelage ist eine riesige Herausforderung für viele Mitglieder, aber auch für die Abgeordneten der Partei, meint Pierre Lorang, Vize-Generalsekretär der Partei. Die Zeit der «Clap Girls» sei vorbei. Sie seien nur deshalb ausgewählt worden, um die Regierung zu stützen. «Nun brauchen wir aber Politiker mit Köpfchen und mehr Kanten.»
Auch an der Spitze steht eine personelle Erneuerung an. Der Tenor ist klar: Der scheidende Premierminister Jean-Claude Juncker kann nicht länger der starke Mann der Partei sein. «Ein Neuanfang muss her», heißt es. Soll Juncker, wie er es selbst angekündigt hat, mit der CSV die Oppositionsbank drücken? Die Empfehlungen sind unterschiedlich. Juncker könne für einige Monate mit in die Opposition gehen. Oder, so der Vorschlag von Pierre Lorang: Juncker könnte «die europäischen Christdemokraten in die Europawahlen führen und dort für Ordnung sorgen». Oder ein Buch schreiben mit dem Titel «Was ich schon immer mal sagen wollte».
(sb/L'essentiel Online)