Sponsoring & KommerzDie Kehrseite der Olympiamedaille
Kein Che-Shirt, kein Regenschirm, kein Alk-Gesicht: Wer sich nicht an die Sponsoring-Regeln der Olympischen Spiele hält, muss draußen bleiben.

Wer heute den Rebellen gibt und Kubas Revoluzzer Che Guevara auf dem Shirt mit sich herumträgt, läuft Gefahr, für die Olympischen Spiele disqualifiziert zu werden - als Zuschauer wohlgemerkt: Das Organisationskomitee gab jetzt bekannt, dass Kleidung mit politischen Aussagen in den Sportstätten nicht geduldet würde.
Auch dem «Guerilla Marketing» wollen die Veranstalter einen Riegel vorschieben: Dass Zuschauer etwa einen Stadionblock belegen und mit der Kleidung ein Logo nachstellen, werde nicht toleriert. Nicht zuletzt wird es sogar Gesichtskontrollen geben: Wer zu viel getrunken hat, muss leider draußen bleiben.
Nicht nur zu viel Alkohol, auch zu viel Essen kann Sportfans zum Verhängnis werden. Wer mit einer «exzessiven Menge Nahrung» anrückt, schaut genau so in die Röhre wie die Besitzer von Kameras mit Teleobjektiven. An die Flughafenkontrolle erinnert zudem das Verbot von Flüssigkeiten über 100 Milliliter.
Massenspeisung: 14 Millionen Mahlzeiten
Außerdem muss alles zu Hause gelassen werden, was die Sicht anderer behindert. Ausladende Hüte, weite Regenschirme sowie große Flaggen und Banner sind unerwünscht. Das gilt auch für allerlei Krachmacher: vom Jagdhorn über Trommeln bis zur Vuvuzela. Last but not least dürfen auch keine Bälle oder Frisbees mit ins Stadion genommen werden, berichtet die «Daily Mail».
Jede Menge Pfund werden mit dem Verkauf von Essen anfallen: Die Veranstalter rechnen mit 14 Millionen verkauften Mahlzeiten an 40 Verkaufsständen. «Während Sport die Hauptrolle spielt, beeinflusst eine Reihe von Faktoren die ‹Olympische Erfahrung›, die die Leute mitnehmen werden. Einer der größten davon wird der Bereich Essen und Trinken sein», zitiert der «Guardian» aus dem Dokument «Olympic Food Vision».
«Pommes-Monopol» sorgt für Ärger
Obwohl Wert auf lokale Küche wie englischen Käse, Pudding aus Yorkshire, Hummer von den Kanal-Inseln oder Krabben von den Shetlands gelegt wird, hätten die Gäste auf eine britische Spezialität beinahe verzichten müssen: Fish and Chips. Grund dafür ist der Vertrag mit Olympia-Sponsor «McDonald's», der der Fastfood-Kette ein exklusives Verkaufsrecht für Pommes Frites einräumt.
Erst ein Aufschrei von Konsumenten und Angestellten führte dazu, dass das Organisationskomitee und der Burger-Brater nachverhandelten. Nun dürfen die Restaurants auf dem Olympia-Gelände Fish and Chips verkaufen. Aber nur in dieser Kombination: Wer nur die Chips möchte, muss zu «McDonald's».Wer scharf auf Huhn mit Pommes ist, muss seinen Hunger außerhalb der Olmypia-Geländes stillen.
Fair Trade fürs Volk, Fairer Trade für Sportler und Journalisten
Die Preise für Essen und Trinken können Schweizer Fans zwar nicht schockieren. «Baby Back Ribs» schlagen mit gut 18 Franken zu Buche, eine Flasche Cola kostet 3,80 Franken. Abgerundet wird das Angebot von Pizza, Muffins, Wraps und Sandwiches, die im Menü mit einem Getränk für 8,70 Franken zu haben sind. Weil die Veranstalter aber mit einer Verweildauer von durchschnittlich acht Stunden rechnen, kann der Ausflug in die schöne Sportwelt für Familien schnell 75 Franken verschlingen. Nur für das Essen, wohlgemerkt.
Der «Guardian» hält aber auch fest, dass nicht alles dem Kommerz untergeordnet ist. Obst, Tee, Kaffee und Zucker kommen aus «Fair Trade»-Produktionen und Eier kommen ausschließlich von freilaufenden Hühnern. Der Fisch stammt aus nachhaltigem Fang und das Fleisch wird der strengen RSPCA-Kontrolle unterzogen.
Allerdings gilt das bloß für die Filets und Würste im Olympischen Dorf und im Medienbereich. Das Fleisch für das gemeine Volk hat nur das «Red Tractor Label», das nicht ganz so hohe Maßstäbe anlegt. Wenigstens bekommt das Volk auch Brot und Spiele.
(L'essentiel Online/phi)